Abstract:Anlass: Anhaltende Entdeckungen von gewalttätigen und sexuellen Misshandlungen in gegenüber meist jungen Opfern in Kirchen, Klöstern, Internaten, Kasernen, Pflegeheimen, Haftanstalten mit ebenso anhaltender öffentlicher Beachtung und Diskussion von Ursachen und Prävention. Der Vortrag zeigt einmal zur Phänomenologie Gemeinsamkeiten unter dem Blickwinkel kriminologischer Subkulturforschung auf: Z.B. Macht- und Autoritätsmissbrauch; Täterüberlegenheit; Neutralisierungstendenzen (z.B. angebliches Opfereinverständnis, "Kuschelpädagogigik" und menschliche Nähe, Vergebung in der Beichte); fehlende Anzeigen aus Ängsten, Scham und mangelndem Vertrauen in die Kontrolle; Corpsgeist und Rücksichtnahmen auf Belange und Ruf der Institution bei Kontrolleuren (z.B. "Nestbeschmutzung", Ruf der konkreten Institution, des Priestertums, der Weltkirche, der Reformpädagogik); Datenschutz und Schweigepflichten (z.B. Beichtgeheimnis, ärztliche und sonstige berufliche Schweigepflichten). Zweitens werden Möglichlichkeiten der Prävention erörtert: Z.B. Problembewusstsein; Ausbildung; Civilcourage; institutionseigene Vertrauensleute; daneben institutions-unabhängige Vertrauensleute, weil innerhalb der Einrichtung Befangenheiten und Loyalität hinderlich sein können.
Vita:Geb. 1938; 1962 Erste, 1968 Große Juristische Staatsprüfung in Hamburg; 1965 Promotion; 1968-1971 Richter und Dozent; 1975 Habilitation für Kriminologie und Strafrecht Universität Hamburg; 1976 bis zur Emeritierung 2006 Professor für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzug und Direktor des Instituts für Kriminologie an der Justus- Liebig-Universität Gießen; langjährig Mitglied des Wiss. Kuratoriums der DHS, des Wiss. Beirats des KfN in Hannover; Mitarbeit im Landespräventionsrat Hessen und Fachbeirat Vorbeugung des Weißen Rings; kriminalpolitische Beratung; über 300 wissenschaftliche Publikationen und zahlreiche Beiträge in Tages- und Wochenzeitungen (u. a. FAZ, ZEIT, ZEIT online); Arbeitsschwerpunkte: Arztstrafrecht, Grenzfragen von Verfassungs-, Strafverfahrens- und Strafvollzugsrecht, Jugendstrafrecht und Kriminologie, Drogen- und Dunkelfeldforschung, empirische Strafverfahrens-, Institutionen- und Sanktionsforschung.