Kongressprogramm

Unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister fand der 16. Deutsche Präventionstag am 30. und 31. Mai 2011 in Oldenburg statt. Das Schwerpunktthema lautete:

Neue Medienwelten - Herausforderungen für die Kriminalprävention?

"Sex-Sklavin" und "Messer-Monster" - Wenn Medien über Gewalt berichten

Abstract:
Der Volksmund sagt: „Medien benutzen möglichst knallige Schlagzeilen und Tränen, um ihre Auflagen oder Einschaltquoten zu erhöhen.“ Das geflügelte Wort dafür ist „Witwen schütteln“, wenn Reporter in den Gefühlen Betroffener wühlen gehen. Aber geht es wirklich nur um die Quoten? Kann es nicht sein, dass auch Reporter hilflos sind vor dem Leid und der Gewalt, über die sie berichten müssen? Wie hält man die journalistisch notwendige Distanz gegenüber diesem Thema, das jeden Menschen eigentlich im Innersten berührt? Wie kann eine andere, den Opfern gegenüber wertschätzende Berichterstattung ohne Vorverurteilung der mutmaßlichen Täter aussehen? Und wie können Medien, Ermittler und Opferschutzbeauftragte zusammen arbeiten, um die Öffentlichkeit sinnvoll zu informieren? Denn nur, weil z.B. über sexuelle oder häusliche Gewalt öffentlich gesprochen wurde, gibt es inzwischen Gesetze dagegen.
Vita:
Claudia Fischer arbeitet als freie Journalistin und Medienpädagogin in Bielefeld. Seit 2001 recherchiert und berichtet sie über rituellen Missbrauch, extreme sadistische Gewalt und ihre Folgen, überwiegend im Auftrag des WDR-Studios Bielefeld mit Beiträgen in Radio, Fernsehen und Internet (teilweise unter Pseudonym). Aber sie veröffentlicht auch frei finanzierte Projekte, wie z.B. den Film „Ein Körper mit System“ über das Alltagsleben einer multiplen Persönlichkeit. Dass die Berichterstattung über belastende Themen und Gewalt auch für die Reporterinnen und Reporter gefährlich werden kann, hat sie seit 2005 im Blick, seit sie mit dem „Dart-Center“ in Kontakt kam, einer amerikanischen Stiftung, die sich mit Trauma und Journalismus beschäftigt. Zur Zeit arbeitet sie an einem Buch zu Gewaltberichterstattung. Den im Studium der Medienpädagogik und Soziologie an der Universität Bielefeld gelernten reflektierenden Ansatz hat sie auch als Journalistin und Akteurin im Medienzirkus nie vergessen.

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31. Mai 2011
09:00 - 10:00 Uhr
Offenes Forum