Kongressprogramm
Unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister fand der 16. Deutsche Präventionstag am 30. und 31. Mai 2011 in Oldenburg statt. Das Schwerpunktthema lautete:Neue Medienwelten - Herausforderungen für die Kriminalprävention?
Vorträge
„Das Anthropozän: Tatort oder Keimzelle?“
Der Wissenschafts- und Politikjournalist Christian Schwägerl („Der Spiegel“) erzählt, was es bedeutet, im „Anthropozän“, der „Menschenzeit“, zu leben.
Die Macht des Menschen ist so stark gewachsen, dass ein neuer Planet entsteht: Eine Menschen-Erde, eine „künstliche Erde“, vom Menschen durchdrungen, verändert und neu geschaffen. Der Mensch hat einen Großteil der Landoberfläche bereits neu gestaltet. Er greift in das Weltklima ein, rottet Tiere und Pflanzen aus und züchtet gentechnisch neue Lebensformen. Künstliche Chemikalien finden sich in allen Erdwinkeln. Megasiedlungen mit mehr als hundert Millionen Einwohnern wachsen heran. Wildnis existiert nur noch von Menschen Gnaden, in Naturschutzgebieten. Die Grenze zwischen Natur und Kultur verschwindet. Aus der „Umwelt“ wird eine „Menschenwelt“. Der Nobelpreisträger Paul Crutzen ruft deshalb die neue Erdepoche, das Anthropozän, aus.
Doch ist es der Tatort eines gigantischen ökologischen Verbrechens? Und bereiten wir heute die Grundlagen für eine ökologisch gestresste, verarmte und von Knappheit geplagte Menschheit vor, in der Kriminalität als Funktion zivilisatorischen Rückschritts steigen muss? Oder gelingt es, das Anthropozän zu einer fruchtbaren Zeit zu machen, in der die Zeichen auf Regeneration stehen und auf eine Entwicklung, in der sich Menschen so in die Lebenssysteme der Erde einbetten, dass immer neue Keimzellen von tiefer Zivilisation und Zivilisiertheit entstehen?
Ein positives Gegenbild zum heutigen Krisenplaneten ist nötig: nicht die Angst vor dem Untergang sollte das Handeln leiten, sondern das Ziel einer globalen Regeneration.
Jahrgang 1968, ist Mitglied der Berliner Redaktion des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL. Seine ersten journalistischen Erfahrungen sammelte er bei einer Lokalzeitung. 1988 unternahm er mit einem Stipendium der Körber-Stiftung eine Recherchereise nach Neuseeland und erhielt für seine Reportage die Herbert-Weichmann-Medaille für journalistische Talente. Es folgten die Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München sowie freie Mitarbeit bei GEO und der Süddeutschen Zeitung. Schwägerl studierte Biologie in Berlin und Großbritannien und schloss 1996 mit einem Master-of-Science in der Disziplin Biodiversitätsforschung ab. 1997 wurde er Mitglied des Bonner Büros der Berliner Zeitung. Von 2001 bis 2007 war Christian Schwägerl bei der FAZ beschäftigt, zuletzt als Feuilletonkorrespondent in Berlin mit den Schwerpunktthemen Wissenschaft, Biopolitik und Forschungspolitik. In der Berliner SPIEGEL-Redaktion ist er seit Anfang 2008 für die Themen Wissenschaft, Umwelt und Energie zuständig. Für seine Arbeit hat er den Georg-von-Holtzbrink-Preis für Wissenschaftsjournalismus sowie den Econsense-Journalistenpreis für Nachhaltigkeit bekommen. Ende 2010 erschien im Riemann-Verlag sein Buch „Menschenzeit - Zerstören oder Gestalten. Die entscheidende Epoche unseres Planeten“.