Abstract:Prävention ist auf die Verhinderung von Problemen ausgerichtet. Ihr Ansatzpunkt sind Risikofaktoren und Schutzfaktorendefizite. Gewöhnlich werden diese Einflussfaktoren im Lebensstil von Individuen verortet und nicht in den Bedingungen, in denen sich die Individuen entwickelt haben. Unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen wie die Entwicklungspsychologie, die Neurobiologie oder die Epigenetik bestätigen die systemtheoretische These, dass früh gebildete Strukturen sich auf die Entwicklung weiterer Strukturen auswirken. Für die durch die Prävention zu verhindernden Probleme heisst das, dass die Grundlagen für die Entwicklung eines Menschen in der frühen Kindheit, ja sogar im Mutterbauch einsetzt.
Eine zunehmende Anzahl von Langzeitstudien zeigt, dass die Entstehung unterschiedlicher Probleme (Kriminalität, Sucht, Gewalt, Krankheit, Sozialhilfeabhängigkeit etc.) am wirkungsvollsten eingedämmt werden kann, wenn Kindern und ihren Familien im Kontext der Frühen Förderung günstige Rahmenbedingungen bereit gestellt werden. Das gilt insbesondere für sozio-ökonomisch benachteiligte Familien. Diese Art von Prävention ist erwiesenermassen kosteneffizient: So wird der RoI solcher Programme von renommierten Ökonomen zwischen 1:6 und 1:16 und bisweilen sogar höher errechnet. Die Frühe Förderung wird damit zu einem wichtigen, wenn nicht sogar zum wichtigsten Handlungsfeld der Prävention.
Vita:Martin Hafen ist Sozialarbeiter und Soziologe. In seiner Dissertation in Soziologie hat er auf der Basis der soziologischen Systemtheorie eine umfassende Theorie präventiver Massnahmen entwickelt. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich vertieft mit der Frühen Förderung als präventivem Handlungsfeld. Martin Hafen arbeitet als Dozent an der Hochschule Luzern - Soziale Arbeit.