Kongressprogramm

„Bei Ergreifung sofort hinrichten“: Fernsehberichterstattung über Gewalt und ihre Folgen

Abstract:
Immer atemloser berichtet das Fernsehen über kriminelle Gewalt, flankiert vom viral verbreiteten Volkszorn in den sozialen Netzwerken. So wächst das Bedürfnis, das Verbrechen mit harten Strafen zu bannen – auch wenn die Medienwirklichkeit des Bösen mit Kriminalstatistiken wenig zu tun hat. Der Medienwissenschaftler und Fernsehjournalist Dr. Thomas Hestermann hat Programmverantwortliche interviewt und ihre Berichterstattung untersucht. Seine Analyse der reichweitenstärksten Nachrichten- und Boulevardsendungen des deutschen Fernsehens beleuchtet die Muster, nach denen die Klischees von Gewalt entstehen. So zeigt das Fernsehen vor allem junge und weibliche Opfer, während ältere und ausländische Betroffene kaum eine Rolle spielen. Die Analyse zeigt zugleich Wege, wie die Prävention stärker zum Medienthema werden könnte.
Vita:
Thomas Hestermann ist Fernsehjournalist und Professor für Journalismus an der Hochschule Macromedia in Hamburg und Berlin, zuvor wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Er forscht zu Mustern der Gewaltberichterstattung und den Motiven, aus denen heraus sich journalistische Klischeebildung erklären lässt. Zehn Jahre lang leitete er die Redaktion der Fernsehreihe Tacheles (Phoenix).

Veröffentlichungen zum Thema:
Hestermann, T. (2015): “Violence against children sells very well”. Reporting crime in the media and attitudes to punishment, in: Kury, H., Redo, S. & Shea, E. (Hrsg): Women and Children as Victims and Offenders: Background – Prevention – Reintegration. Suggestions for Succeeding Generations (Springer).
Hestermann, T. (2012) (Hrsg.): Von Lichtgestalten und Dunkelmännern: Wie die Medien über Gewalt berichten (Springer VS).
Hestermann, T. (2010): Fernsehgewalt und die Einschaltquote: Welches Publikumsbild Fernsehschaffende leitet, wenn sie über Gewaltkriminalität berichten (Nomos).

Kontakt: t.hestermann@macromedia.de
Aktuelles per Twitter: @dektth
09. Juni 2015
14:00 - 15:00 Uhr
Vortrag