Abstract:Polizei, Behörden und Beratungsstellen haben mit Frauen und Männern zu tun, die manchmal unter schwierigen Bedingungen in der Prostitution tätig sind. Wie wäre hier ein polizeilich präventiver Ansatz denkbar und machbar?
Am Beispiel der Milieuaufklärung soll gezeigt werden, wie in Interaktionen mit den Betroffenen soziale Situationen und polizeiliche Lagen geklärt werden. Wie erfolgt dies in der Praxis? Welche Aspekte, Dynamiken, Eigenlogiken kommen hier ins Spiel? Welche Schwierigkeiten ergeben sich?
Dabei soll folgenden Fragen nachgegangen werden:
• Wie interagiert Polizei mit Personen, die nach eigenen Angaben oder Einschätzung von Behörden und Beratungsstellen unter schwierigen Bedingungen in der Prostitution arbeiten?
• Wie sieht die Rolle verschiedener rechtlicher Grundlagen in der alltäglichen Arbeit aus: Welche kommen infrage, welche scheiden im Verlauf der Bearbeitung aus?
• Wie sehen Praxis und Probleme der Anwendung von § 232 StGB und die Folgen für den behördlichen Umgang aus?
Das deutsch-französische Forschungsprojekt PROSCRIM (2014-2016) befasst sich mit der Frage, wie Menschenhandelsfälle für den Staat sichtbar werden. Dabei geht es im weitesten Sinne um die Interaktionen, die persönlichen Begegnungen, ebenso um die "Übersetzung" von Einzelschicksalen in "Fälle", in Anträge, Akten, etc.
Vita:Christiane Howe studierte Soziologie, Psychologie und Politikwissenschaft in Frankfurt am Main. Ihre Forschungsinteressen liegen vor allem in den Bereichen lokale Staatlichkeiten, Umsetzungen/Partizipation, Stadt/Raum/Stadtentwicklung sowie (Arbeits-)Migration, Sexarbeit/Menschenhandel und Gender Studies.
Seit 2000 forscht sie in empirischen Forschungsprojekten, u.a. zu Geschlechterverhältnisse und Sexualität im globalisierten Kontext am Beispiel von Migrantinnen und ihren Kunden in der Prostitution, zum Wirkungsgefüge von Raum und Geschlecht, zu Menschenhandel als auch zur Umsetzung der europäischen Anti-Diskriminierungsrichtlinien bezüglich der Intersektionalität von geschlechtsspezifischer und ethnischer/rassistischer Diskriminierung. Im Jahre 2011 führte sie eine Studie zu Nutzungskonflikten rund um die Straßenprostitution in Berlin-Schöneberg im Auftrag des Bezirksbürgermeisters durch. Seit 2012 koordiniert und führt sie an der Goethe Universität/Humboldt Universität das ethnografische Forschungsprojekt CODISP zur polizeilichen Kriminalprävention durch (www.codisp.de). Seit Januar 2015 ist sie zudem als wissenschaftliche Mitarbeiterin im deutsch-französischen Forschungsprojekt "ProsCrim: Menschenhandel im Lichte institutioneller Praktiken – ein deutsch-französischer Vergleich" tätig.