Abstract:Kriminalprävention dient zwar, soweit sie Straftaten verhindert, gerade dadurch optimal dem Opferschutz. Da selbst beste Prävention Straftaten nie verhindern wird, gehören zur Prävention Überlegungen, wie die schädlichen Folgen der Straftaten auf deren Opfer möglichst gering gehalten werden können. Ein Nationales Zentrum für Kriminalprävention bietet den Rahmen, die Belange von Kriminalitätsopfern - in ihrer Anerkennung durch die Europäische Opferschutzrichtlinie von 2012 - bundesweit zur Geltung zu bringen und die vielfältigen Präventionsansätze auf kommunaler, Landes- und nationaler Ebene im Hinblick darauf zu sammeln, zu sichten und zu bewerten, wie gut sie die Bedürfnisse der Kriminalitätsopfer (mit)berücksichtigen.
Wie können die nicht selten widerstreitenden Interessen, beispielsweise
- des Opfers an einer konsequenten Sanktionierung jeder Tat, des Täters an einer seine Stigmatisierung vermeidenden Diversion
- des Opfers an einer eigenständigen Rolle im "seine" Tat betreffenden Strafverfahren, des Täters an einem einfachen und durch Teileinstellungen konzentrierten Verfahren
- des Opfers an umfassender Information etwa bei Vollzugslockerungen des inhaftierten Täters, des Täters am Datenschutz
optimal ausgeglichen werden?
Vita:Geboren 1950. Humanistisches Gymnasium in Frankfurt am Main. Studien der Rechtswissenschaft und der Psychologie in Frankfurt am Main und Gießen. 1977 bis 1981 Assistent bei Prof. Dr. Arthur Kreuzer an der Justus-Liebig-Universität Gießen. 1981 Kriminologische Dissertation über Kriminalität Heroinabhängiger in einem Forschungsprojekt des BKA. Seit 1981 Richter am Landgericht Darmstadt. Von 1991 bis 1999 Referatsleiter im Hessischen Justizministerium; zuständig u.a. für Opferschutz und Betäubungsmittelrecht. Seit 1992 Vorstand des Opferhilfevereins "Wiesbadener Hilfe". Seit 1999 Richter am Oberlandesgericht Frankfurt; seit 2008 Vorsitzender des Darmstädter Bankensenats des OLG Frankfurt. Seit 2014 einer der zwei Sprecher der "Arbeitskreises der Opferhilfen" (ado), der Dachorganisation der professionellen Opferhilfen in Deutschland.