Nicht nur in Krisenzeiten sind Untergangsszenarien in extremistischen Ideologien virulent. Sie spielen darin durchgängig eine wichtige Rolle – und erfüllen für deren Anhängerschaft bestimmte Funktionen. Um dieses Thema zu erschließen, untersuchten wir im Rahmen einer qualitativ angelegten Studie für das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg folgende drei Fallbeispiele:

• erstens die Schilderung der bevorstehenden Apokalypse im Salafismus („Jahannam“),

• zweitens das rechtsextremistische Narrativ „Der Große Austausch“, das u. a. von der „Identitären Bewegung“ (IB) verbreitet wird

• und drittens die Erzählung über den Sieg des „Deep State“, vertreten von der Anhängerschaft der „QAnon“-Verschwörungsideologie.

Auf Grundlage der vergleichenden Betrachtung haben wir insgesamt fünf Funktionen von Untergangsszenarien für das extremistische Umfeld identifiziert. Auf der Ebene des sozialen Gefüges tragen sie zur Gruppenkonsolidierung bei, dienen der Agitation und sind zudem dazu geeignet, die Out-Group abzuwerten. Auf der Ebene des Individuums können Untergangsszenarien Trost und Beruhigung schenken und zugleich zu einem Gefühl der Ermächtigung beitragen.

Ausgehend von diesen Erkenntnissen stellen wir Empfehlungen für die Präventionsarbeit in den Sicherheitsbehörden, der (politischen) Bildung, im Bereich der Deradikalisierung sowie der Politik und Verwaltung vor.