Abstract:Gewalt und Suizid sind Phänomene, die verstärkt im Jugendalter auftreten. Dies betrifft demnach auch Jugendstrafgefangene, die in der Obhut und damit im Schutz des Staates stehen. Gewalttätiges Verhalten ist Bestandteil der Subkultur im Jugendvollzug und dient den Gefangenen zur Hierarchiebildung. Durch die Alltäglichkeit von Gewalt besteht für die Gefangenen die Notwendigkeit, sich zu ihr zu positionieren. In ihrer Quantität ein geringeres, gleichwohl bedeutendes Problem ist die Suizidalität von Jugendstrafgefangenen. Da die Inhaftierung sowohl Auslöser als auch Verstärker von Suizidgedanken sein kann, tritt sie besonders zu Beginn der Inhaftierung auf.
Das längsschnittliche Projekt „Gewalt und Suizid im weiblichen und männlichen Jugendstrafvollzug“ befragte im Abstand von drei Monaten 1151 Jugendstrafgefangene bis zu sechsmal. Mithilfe von Kontrollgruppen (Bewährungsprobanden, SchülerInnen und Studierende) wurden Zusammenhänge von Gewaltverhalten, Viktimisierung und Suizidgedanken mit Merkmalen der Importation und Deprivation eruiert. Durch das längsschnittliche Design konnten Entwicklungen über die Zeit nachgezeichnet werden. Ausgehend von den bisherigen Ergebnissen der Längsschnittstudie werden Möglichkeiten der Gewalt- und Suizidprävention diskutiert.
Vita:Dipl- Päd. Verena Boxberg ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kriminologie der Universität zu Köln in den Projekten "Gewalt und Suizid im Jugendstrafvollzug" und "Gewalt und Suizid unter männlichen und weiblichen Jugendstrafgefangenen". Nach dem Studium der Sozialpädagogik war sie Promotionstipendiatin am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. Sie promoviert zu dem Thema „Entwicklungsintervention Jugendstrafe. Lebensbedingungen von Jugendstrafgefangenen und ihre Auswirkungen auf die Sozial- und Legalbewährung“.