Abstract:In diesem Beitrag wird die Notwendigkeit eines ethischen Diskurses mit Blick auf die Praxis problematisiert und begründet. In einem ersten Schritt wird dazu mit dem Fokus auf den empirischen Input „Vertrauen und Sicherheit“ die Bedeutung von Vertrauen für den Kontext der (prozeduralen) Gerechtigkeit aufgezeigt. Vertrauen ist zunächst ein durchaus positives Konzept, welches die subjektive Überzeugung einer Person ausdrückt, dass eine andere Person oder Organisation redlich und aufrichtig ist. Vertrauen als informelle Sicherheitsmaßnahme ist aber durchaus kritisch zu betrachten, wenn man die Gefahr der stillen Akzeptanz von strittigem Verhalten, etwa der Polizei als vertrauenswürdiger Organisation ernstnimmt. An diese Diskussion anknüpfend, werden in einem zweiten Schritt aus einer ethischen Perspektive heraus Fragen der Verteilung von Vulnerabilität für den Kontext der Verteilungsgerechtigkeit thematisiert. Bei diesem Projekt „Vulnerabilität und Sicherheit“ stellt sich u.a. die ethische Frage, wie Partizipation strukturiert sein muss, um die Beteiligung möglichst verschiedener Gruppierungen zu ermöglichen. Abschließend wird in einem dritten Schritt im Sinne einer Zusammenschau die jeweilige Bedeutung von Vertrauens- und Vulnerabilitätsfragen für den Kontext Gerechtigkeit und Sicherheit als das zentrale Thema des Forschungsprojektes VERSS reflektiert.
Vita:Friedrich Gabel studierte Philosophie, Erziehungswissenschaft und Angewandte Ethik an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Seit 2014 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im BMBF-Forschungsprojekt VERSS „Aspekte einer gerechten Verteilung von Sicherheit in der Stadt“ am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen tätig. In diesem Rahmen widmet er sich Fragen zur Verteilbarkeit und der Bedeutung von Sicherheit im Kontext der modernen Stadt. Weitere Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Sicherheitsethik, Sicherheit und Exklusion, Katastrophenethik und Disability Studies.