Abstract:Der Zusammenhalt von Gesellschaften bewegt Menschen in Europa spätestens seit dem späten 18. Jahrhundert. Mit dem Ziel, sozialen Zusammenhalt zu verbessern, versucht das von der BertelsmannStiftung in Auftrag gegebene Projekt „Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt“ seit 2012 die Güte gesellschaftlichen Zusammenhalts in verschiedenen Gemeinwesen (Staaten, Bundesländern, Ortsteilen einer Stadt) zu erfassen. Hierfür wurde ein Konzept mit drei Kernbereichen erarbeitet, die sich jeweils aus drei Dimensionen zusammensetzen. Der Vortrag stellt zentrale Ergebnisse zum Zusammenhalt in der Stadt Bremen und ihren Ortsteilen vor, die einer Repräsentivbefragung (N = 2.605) entstammen. Hervorzuheben ist, dass sich hoher und niedriger sozialer Zusammenhalt oft in benachbarten Ortsteilen findet. Großräumige soziale Brennpunkte gibt es ebenso wenig wie ausgedehnte Reichenghettos. Dieses Ergebnis hat jedoch zur Folge, dass es keine einfachen Strukturindikatoren gibt, die sozialen Zusammenhalt garantieren. Deshalb wird diskutiert, unter welchen Bedingungen Zusammenhalt vor Ort stark ist und warum hoher Zusammenhalt auch im Kontext der aktuellen Flüchtlingssituation wichtig ist. Der Bericht über die Bremer Studie wird durch erste Ergebnisse einer derzeit laufenden deutschlandweiten telefonischen Befragung (N > 5000) zum Thema Zusammenhalt in deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten ergänzt.
Vita:Regina Arant ist Postdoctoral Fellow am Department für Psychologie und Methoden der Jacobs University Bremen und Mitglied der Arbeitsgruppe „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“. Nach einem Studium an der Universität Köln, der Duquesne University in den USA und der University of Edinburgh in Schottland hat sie an der Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS) im Fach Psychologie promoviert. Neben gesellschaftlichem Zusammenhalt umfassen ihre Forschungsinteressen die Konstruktion und Entwicklung von geopolitischer Identität sowie Persönlichkeit- und Identitätsentwicklung im Rahmen von interkulturellem Kontakt.
Kontakt: r.arant@jacobs-university.de