Abstract:„Integration“ ist öffentlich in aller Munde. Doch was wissen Politik sowie die BürgerInnen darüber? In der Politik fehlte jedenfalls über Jahrzehnte vielfach das Interesse. ´Deutschland sei kein Einwanderungsland´ war von einer großen politischen Volkspartei wiederholt zu hören. Zugleich wäre Deutschland - so hieß es - kein ´fremdenfeindliches´, sondern vielmehr ein ´fremdenfreundliches´ Land! Heute verkörpern führende PolitikerInnen und ein wachsender Teil der Bevölkerung „die Angst vor den Anderen“, wie Zygmunt Bauman in seinem im September 2016 erschienenen Essay über „Migration und Panikmache“ feststellt. Doch was ist Integration? Der Vortrag behandelt ausgehend von Befunden empirischer Forschungsprojekte die Frage, wie diesbezüglich eine evidenzorientierte politische Kommunikation gelingen kann. Und zwar nicht nur in Abgrenzung von Kommunikationspolitik, die Wählerstimmen gewinnen will, doch die Bürger nicht zu überzeugen weiß. Sondern auch anstelle von Angstkommunikation, die durch Populisten induziert und in manchen aktuellen Medien sowie vor allem im Social Web moralisiert wird. Ängstliche können noch ängstlicher werden. Der Vortrag präsentiert ein Analysemodell, mit dem sich untersuchen läßt, ob und wie ExpertInnen, PolitikerInnen, JournalistInnen und BürgerInnen wissenschaftliches Wissen über (Des)Integration (miss)verstehen und verwenden.
Vita:Prof. Dr. Georg Ruhrmann, Institut für Kommunikationswissenschaft (IfKW) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1995 Auszeichnung mit dem Preis der Schader-Stiftung (Darmstadt) "Sozialwissenschaften im Praxisbezug“ zum Thema Migration. Wissenschaftliche Leitungen von DFG-, DSF-, EU- und BMBF-Projekten, zuletzt 2008 - 2016 im DFG-SPP 1409 „Wissenschaft und Öffentlichkeit“. Gutachter für Forschungsorganisationen und internationale Fachzeitschriften. Berufungen u. a. in die „Versammlung der Thüringer Landesmedienanstalt“ (TLM), Erfurt (2004 – 2008, 2015 – 2019); in die „BfR-Kommission für Risikoforschung und -wahrnehmung“, Berlin (seit 2011) und in den „Rat für Migration“ (RfM), Berlin (seit 2012). Mitglied im „Kompetenzzentrum Rechtsextremismus“ (KOMREX) an der Friedrich-Schiller Universität Jena (seit 2012). Neue Publikationen: Georg Ruhrmann, Yasemin Shooman & Peter Widmann (Eds.) (2016): Media and Minorities. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht; Lars Guenther & Georg Ruhrmann (2016): Scientific evidence and mass media. In: Public Understanding of Science 25, 8, 2016, 927 - 943; Maheba Nuria Goedeke - Tort, Lars Guenther & Georg Ruhrmann (2016): Von kriminell bis willkommen. In: Medien & Kommunikationswissenschaft 64, 4, 2016, 497 – 517.