Abstract:Derzeit gibt es bundesweit sehr viele Modellprojekte, wie das Hamburger Projekt "Al Wasat - Die Mitte" im Bereich "gewaltbereiter Islamismus".
Was aber wissen wir über Jugendkulturen und -welten? Verschiedene Studien (Hurrelmann 2012; KAS-Studie 2014; SINUS 2016) befassen sich mit der Frage, "wie die Jugend von heute tickt". Was alles in Radikalisierungsprozessen ist jedoch jugendspezifisch und somit unabhängig von Religion und was ist religiös motiviert? Welche Desintegrations- und Krisenerfahrungen könnten eine Ursache für Radikalisierung liefern bzw. welche Formen individueller Radikalisierungen gibt es? Gibt es Stufen der Radikalisierung und somit eine Karriere zum Terroristen?
In der Gewaltforschung hat man bereits viele Erkenntnisse über separatistische Gruppen (siehe ETA in Spanien) oder über links- und rechtsradikale Jugendliche. Wo steht die Forschung aber im Bereich religiös motivierter Gewalt? Inwiefern lassen sich die Erkenntnisse bei der Radikalisierung z.B. von rechtsradikalen Jugendlichen auch auf muslimische Jugendliche übertragen?
Gegenwärtig boomt der Buchmarkt mit Titeln über "Islamismus" (Seidensticker 2016), "IS" (Reuter, 2015), "Salafismus" (Schneiders, 2014), "Dschihadismus" (Lohlker, 2009) oder "Terrorismus" (Theveßen, 2016). Auf welchen Untersuchungen basieren all diese Werke? Liefern sie wirklich neuere und tiefere Erkenntnisse über die Radikalisierung
Vita:Dr. Ali Özgür Özdil (geb. 1969) ist Islamwissenschaftler und Direktor des Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstituts e.V. in Hamburg. Seit Anfang 2015 leitet er das Präventionsprojekt "Al Wasat - Die Mitte" im Bereich "gewaltbereiter Islamismus".
Er hatte Lehraufträge an den Universitäten Hamburg (Erziehungswissenschaften) und Osnabrück (Islamische Religionspädagogik) und für Imam-Weiterbildung (Institut für Islamische Theologie in Osnabrück).
Forschungsschwerpunkte und Publikationen überwiegend im Bereich interreligiöser Dialog, Religionsunterricht und islamische Theologie.