Abstract:Sicherheit und Gewalt im Zusammenhang mit der Unterbringung von Geflüchteten sind heikle Themen für Verantwortliche. Denn Konflikte entstehen dabei häufig auf mehreren Ebenen und müssen gleichzeitig geregelt werden:
-Auf Mikro-Ebene kommt es zu Interpersonalen Konflikten, z.B. im Wohnumfeld/mit Anwohner/innen, aber auch in den Unterkünften.
-Auf Meso-Ebene treten Intergruppenkonflikte zutage, die häufig von Voreingenommenheit und Fremdenfeindlichkeit geprägt sind und von organisierten Strukturen wie „-gida“-Gruppen oder rechtspopulistischen Parteien befeuert werden.
-Auf Makro-Ebene werden strukturelle Konflikte sichtbar, z.B. wenn Grundbedürfnisse der Bewohner/innen von Aufnahmeeinrichtungen nur unzureichend gedeckt werden oder wenn die Finanzierung von Unterstützungsstrukturen für Geflüchtete in Konkurrenz zur Finanzierung anderer Gemeindeinfrastrukturen steht.
Der Beitrag zeigt Beispiele für Konflikte mit Fokus auf die Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in Marburg-Cappel. Dort haben unterschiedliche Akteure versucht, durch Angebote für die lokale Bevölkerung als auch für Geflüchtete der Entstehung von Gewalt entgegenzuwirken. Betrachtet werden mehrere Phasen von Konflikten und Regelungsversuchen in der und um die EAE aus der Sicht eines kommunalen Akteurs, dem Ordnungsamt der Universitätsstadt Marburg.
Vita:Johannes Maaser war nach seinem Masterstudium der Friedens- und Konfliktforschung ab 2011 am Zentrum für Konfliktforschung und von 2013 bis 2015 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Sozialpsychologie der Philipps-Universität angestellt. Seit Oktober 2015 ist er beim Ordnungsamt der Universitätsstadt Marburg für den Bereich Prävention zuständig. Im Rahmen des Projekts „Einsicht - Marburg gegen Gewalt“ arbeitet er seit 2013 mit unterschiedlichen staatlichen und nicht-staatlichen Stellen zu Fragen der Gewaltprävention zusammen. Mit Einrichtung einer Erstaufnahmestelle in Marburg-Cappel im Juli 2015 wurden dabei auch Themen der Flüchtlingsunterbringung zu einem inhaltlichen Schwerpunkt.