Abstract:Nachdem zwischen 2012 und 2015 mindestens rund 900 junge Menschen nach Syrien und in den Irak gereist sind, um sich terroristischen Vereingungen und ihrem bewaffneten Dschihad anzuschließen, ist die Zahl der "Foreign-Fighters" danach erheblich zurückgegangen. Die Mitglieder der deutschen so genannten salafitischen Szene setzen sich seitdem weniger damit auseinander in weiter Ferne ein Kalifat zu errichten als vielmehr damit hier etwas zu erreichen - aber was eigentlich?
Zur Beantwortung dieser Frage sollen in dem Vortrag neue notwendige Schwerpunkte und Verantwortungen der Länderpräventionsprojekte und Beratungsstellen wie Legato vorgestellt werden und anhand von Fallbeispielen dessen Notwendigkeit und Herausforderungen beleuchtet und diskutiert werden. Insbesondere die Frage nach der Verantwortung staatlicher und nicht-staatlicher Akteure im Zusammenhang mit Extremismus und drohender oder vorhandener Kindeswohlgefährdung bleibt bisher unbeantwortet. Die Beratungsstelle Legato existiert seit Juli 2015 in Hamburg und zeichnet sich durch ihren stringend systemischen Ansatz, ihre Schwerpunktsetzung auf die Themen Rückkehrer, Extremismus und Kindeswohlsicherung und Radikalisierung von Geflüchteteten aus. Legato hat durch seine dichte Vernetzung im Stadtstaat und dessen Präventionsnetzwerkes an vielen Stellen in Deutschland Modellcharakter für andere Präventionsprogramme bekommen.
Vita:André Taubert und Michael Gerland leiten die im Juli 2015 entstandene Hamburger zentrale Beratungsstelle zum Themenfeld religiös begründeter Radikalisierung. André Taubert begann bereits in 2012 als Berater in diesem Feld beim Bremer Pilotprojekt "kitab", er ist Religionspädagoge. Michael Gerland hat viele Jahre im Bereich des Sektenausstiegs gearbeitet, er ist Diplom Sozialpädagoge und systemischer Therapeut. Gemeinsam mit den anderen Beratungsstellen im Norden Deutschlands arbeitet Legato an der Entwicklung von methodischen Ansätzen und Standards zum Themenfeld, unter anderem seit 2017 auch am Thema "2.Generation".