Abstract:Gewalttätige Menschen unterscheiden sich hinsichtlich ihres Tatmotivs sehr voneinander. So könnte es sein, dass drei Jugendliche ein sehr ähnliches Verbrechen, z. B. eine schwere Körperverletzung begehen und sich dennoch in ihren Absichten deutlich voneinander unterscheiden; der eine Jugendliche schlägt das Opfer, um sein Ziel (z. B. die Herausgabe von Gegenständen) zu erreichen. Ein anderer schlägt zu, weil er auf eine Provokation und empfundene Demütigung reagieren will. Ein dritter Jugendlicher wird gewalttätig, ohne dass das Opfer dabei eine wesentliche Rolle spielt. Letzterer ist aus innerpsychischen Gründen dafür prädestiniert, sich als Mitläufer einer radikalen Gruppe anzuschließen.
Die Erfahrung zeigt, dass der Erfolg in der Arbeit mit den Tätern häufig davon abhing, ob es gelang, ihn in seiner Besonderheit zu verstehen und die pädagogischen, justiziellen und/oder polizeilichen Maßnahmen auf ihn abzustimmen.
Dieser Vortrag gibt Auskunft darüber welche interpersonellen und innerpsychischen Besonderheiten unterschiedliche Gewalttäter aufweisen und wer davon in Gefahr ist, sich zu radikalisieren, wenn er auf eine entsprechende Gruppe trifft.
Vita:Prof. Dr. phil., Professorin für Theorie und Praxis der Sozialpädagogik an der Medical School Berlin (MSB) & Geschäftsführerin der Denkzeit-Gesellschaft e.V., Arbeitsschwerpunkte: psychoanalytische Sozialpädagogik, Devianz und Delinquenz, Entwicklung von pädagogischen Einzeltrainingsprogrammen, pädagogische Diagnostik, Interaktionsgeschehen, psychosoziale Entwicklung, Deradikalisierung