Abstract:Ihrer herausragenden Rolle als AnsprechpartnerInnen von Betroffenen Häuslicher Gewalt können insbesondere ÄrztInnen, aber auch andere medizinische Fachpersonen oft nicht gerecht werden. Sachsen muss neue Wege gehen, um das Vertrauen zwischen MedizinerInnen, PatientInnen und dem Hilfesystem durch erfolgreiche Kooperationsbeziehungen zu verbessern. Im Mittelpunkt stehen die Entwicklung praxistauglicher Medien und passender Weiterbildungsformate sowie die Entwicklung von Strategien zur persönlichen Vernetzung lokaler AkteurInnen aus Medizin und Gewaltschutz. Grundlage der Arbeit sind ein aktueller Maßnahmekatalog des Sächsischen SMS und bereits vorliegende nationale und internationale Erfahrungen.
Der Bestandsanalyse zufolge gibt es in Sachsen bisher kaum belastbare Arbeitsbeziehungen zwischen dem Gesundheitswesen und den professionellen Gewaltschutzeinrichtungen. Erstmalig werden deshalb in einem effektiven Setting sowohl verschiedene AkteurInnen des Gesundheitswesens als auch die MitarbeiterInnen des Gewaltschutzes weitergebildet. Neu ist darüber hinaus, dass der Schutz vor Häuslicher Gewalt, der Kinderschutz und der Schutz vor Gewalt in der häuslichen Pflege gemeinsam betrachtet werden. Ziel ist eine wirksame und nachhaltige sekundäre Gewaltprävention in der Medizin. Der Vortrag zeichnet die neuen Ansätze nach und und informiert über die aktuellen Umsetzung in Sachsen.
Vita:Dr. phil. Gesine Märtens betreut seit 2008 als Systemische Therapeutin von häuslicher Gewalt und Stalking betroffene Frauen und Männer in der Koordinierungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking Leipzig. Die Arbeit der KIS mit Gewaltopfern umfasst eine große Bandbreite der Interventionen von der psychosozialen Stabilisierung bis zu konkreten Schutzmaßnahmen für Leib und Leben. Sie begleitet die Arbeitsgruppe Gesundheit und Gewalt des Netzwerkes gegen Gewalt Leipzig, ist Mitglied der Arbeitsgruppe Gesundheit des Lenkungsausschusses gegen häusliche Gewalt in Sachsen und des Leipziger Gesunde Städte-Netzwerkes.
Dr. med. Ulrike Böhm war bis zum Jahr 2007 am Leipziger Universitätsinstitut für Rechtsmedizin tätig und arbeitet seither in eigener Praxis auf den Gebieten der Gewaltdokumentation (häusliche Gewalt, Gewalt gegen Kinder, Gewalt in der Pflege), der suchtmedizinischen Grundversorgung und der Verkehrsmedizin. Sie betreut die Gewaltopferambulanz der Koordinierungs- und Interventionsstelle gegen Häusliche Gewalt und Stalking Leipzig und ist in zahlreiche einschlägige Netzwerke eingebunden.