Pädagogische Interaktionsdiagnostik

Abstract:
Häufiges Begehen von Gewalttaten und Radikalisierung sind vielfach das Resultat beschädigender früher Beziehungserfahrungen. Kinder entwickeln in den ersten Lebensjahren zentrale Fähigkeiten der Selbst- und Beziehungsregulierung. Kommt es zu Vernachlässigung, Missbrauch oder Gewalt, können diese nicht ausreichend ausgebildet werden, Einschränkungen gehen dann oftmals mit dauerhaften Störungen des interpersonellen Verhaltens einher. Junge Menschen, die Funktionen wie z. B. Einfühlung, Realitätsprüfung, Antizipation und Selbstwertregulation nur unzureichend entwickeln konnten, gestalten Beziehungen häufig so, dass es immer wieder zu Abwertungen und gewalttätigen Übergriffen kommt. Einige dieser Fähigkeiten sind als Schutzfaktoren gegen Gewaltdelinquenz bekannt und spielen auch im Zusammenhang mit Radikalisierungsprozessen eine Rolle. Pädagogische Programme, die eine Weiterentwicklung dieser Funktionen anzielen, können einen wirksamen Beitrag zur Gewalt- und Radikalisierungsprävention leisten. Um innerpsychische Entwicklungsprozesse gezielt anzuregen, bedarf es einer prozessualen pädagogischen Diagnostik, die Pädagog*innen dabei unterstützt, auf Funktionen zu fokussieren, die für die adäquate Beziehungsgestaltung der Klient*innen zentral sind. Im Beitrag wird eine pädagogische Diagnostik vorgestellt und ihre Anwendung an Beispielen aus der pädagogischen Arbeit dargestellt.

Vita:
Seit 1988 Arbeit in Wohneinrichtungen und im Betreuten Einzelwohnen für mehrfach behinderte Erwachsene, 2003 – 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Forschungsprojekt zur Evaluation sozialer Arbeit mit delinquenten Jugendlichen an der FU Berlin, seit 2003 Denkzeit-Trainer und Mitglied der Denkzeit-Gesellschaft e.V., seit 2004 Mitarbeit in der Denkzeit-Gesellschaft, Aufgaben: pädagogische Leitung, Dozent in Weiterbildungen, Praxisberatung, 2012 Abschluss "Psychoanalytisch-interaktionelle Methode" PiM
12. Juni 2018
45 Minuten (Dauer)
12:00 - 12:45 Uhr
Vortrag