Umgang mit Hochrisikofällen von Beziehungsgewalt

Abstract:
Fast täglich verzeichnen wir Tötungsdelikte. Die häufigste Konstellation: Männer töten Ihre Ex-Partnerin oder löschen gleich ganze Familien aus. Seit meinem Vortrag "Sind Tötungsdelikte präventabel?" beim 10. DPT im Jahr 2005 hat sich auf dem Sektor der Gewaltprävention und des Opferschutzes viel getan: Seit über 10 Jahren gibt es den Stalking-Straftatbestand. Doch wie effektiv ist der Schutz von Opfern vor schwerster Gewalt bis hin zu Tötungsdelikten und wie professionell gehen wir mit Bedrohungserkenntnissen um? Artikel 51 des EU-Übereinkommens aus dem Jahr 2011 beinhaltet die konkrete Aufforderung an die EU-Mitgliedsstaaten, in Fällen häuslicher Gewalt eine Gefährdungsanalyse und ein Risikomanagement vorzusehen. Dabei werden eine standardisierte Vorgehensweise und das Erfordernis der behördenübergreifenden Zusammenarbeit und Koordination betont. Deutschland hat diese Konvention gezeichnet, bislang aber noch nicht ratifiziert. Mit unterschiedlichen Ansätzen wird versucht, den Schutz vor Gewalteskalationen zu verbessern. Was hat sich bewährt? Wo besteht Nachbesserungsbedarf? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen vor und wie lassen sich diese in der Praxis umsetzen? Welchen Weg geht die baden-württembergische Polizei aktuell zur Optimierung und standardisierten Bearbeitung von Fällen häuslicher Gewalt mit besonderem Fokus auf Hochrisikofälle?

Vita:
Uwe Stürmer, Jahrgang 1962. Polizeivizepräsident. Seit 1979 im Polizeidienst Baden-Württemberg. Mehrjährige Ermittlungspraxis im Bereich Kapitalverbrechen. 1999-2001 Leiter der Stuttgarter Mordkommission. 2001-2007 Referent für Kriminalprävention, Jugend-, Drogen- und Gewaltkriminalität im Innenministerium Baden-Württemberg. 2007-2013 Leiter der Polizeidirektion Ravensburg. Seit 2014 stellvertretender Leiter des Polizeipräsidiums Konstanz sowie Leiter der Kriminalpolizeidirektion Friedrichshafen.

Björn Maurer ist seit Mitte der 1990er-Jahre Polizeibeamter in Baden-Württemberg. Er kennt das Thema häusliche Gewalt aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Aus Sicht des Streifenbeamten, der sich abzeichnende Entwicklungen schnell erkennen und darauf reagieren muss, aber auch aus der Perspektive des Leiters eines Polizeireviers, der örtliche Ablaufprozesse und das Zusammenspiel mit Präventionspartnern regelt. Inzwischen ist er Referent für Prävention und Jugendsachen im Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg und damit auf strategischer Ebene zuständig für die Thematik häusliche Gewalt aus polizeilicher Sicht.
11. Juni 2018
45 Minuten (Dauer)
15:00 - 15:45 Uhr
Vortrag