Medizinische Leitlinien: Impulse für die Kriminalprävention?

Prof. Dr. Günter Dörr
Landesinstitut für Präventives Handeln
Bernd Holthusen
Deutsches Jugendinstitut e.V.

Moderation: Frederick Groeger-Roth
Niedersächsisches Justizministerium; Landespräventionsrat Niedersachsen

Abstract:
Leitlinien in der Medizin sollen dazu dienen, medizinischen Fachkräften den aktuell verfügbaren wissenschaftlichen Kenntnisstand in systematisch entwickelten Aussagen praxisgerecht zur Verfügung zu stellen. Damit sind Leitlinien zentrale Instrumente der Qualitätssicherung in der Medizin. Leitlinien verarbeiten nationale und internationale Studienergebnisse, bewerten ihre Aussagekraft und Anwendbarkeit und erstellen auf dieser Basis möglichst konkrete Handlungsempfehlungen.
Kann dieses Verfahren auch eine Chance für die fachliche Weiterentwicklung der Kriminalitätsprävention sein? Lässt sich das Verfahren oder Teile davon übertragen? Wo gibt es Grenzen? Diese Fragen sollen im Vortrag entwickelt und anschließend zur Diskussion gestellt werden. Im ersten Schritt werden am Beispiel des Prozesses der Erstellung der aktuellen „S3+ Leitlinie Kindesmisshandlung, -missbrauch, -vernachlässigung unter Einbindung der Jugendhilfe und Pädagogik“ (eine Leitlinie der höchsten Klassifikation) die Grundzüge der Leitlinienentwicklung vorgestellt. Im zweiten Schritt soll diskutiert werden, inwiefern aus diesem Verfahren der Evidenzbasierung in der Medizin, Impulse für den systematischen Transfer von Forschungswissen in die kriminalitätspräventive Praxis abgeleitet werden können.
Prof. Dr. Günter Dörr
Prof. Dr. Günter Dörr

Förderschullehrer und Psychologe. Direktor des Landesinstituts für Präventives Handeln (LPH) im Saarland. Nach zehn Jahren als Lehrer in Grund-, Haupt- und Förderschulen des Saarlandes wurde er 1992 auf eine Professur für Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik an der PH Weingarten berufen. Seit 2009 leitet er das LPH. Neben der Entwicklung und Umsetzung von Präventionsprogrammen beschäftigt sich das LPH mit der Erforschung der Wirksamkeit verschiedener Präventionsprogramme.

Bernd Holthusen
 Bernd Holthusen

Geb. 1962, Studium der Geschichte, Soziologie und Politikwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg und der Freien Universität Berlin mit dem Abschluss Diplom-Politologe, 1990 - 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für sozialwissenschaftliche Forschung an der FU Berlin zum Thema Rechtsextremismus in Berlin, 1994 - 1996 Bildungsreferent beim Informations-, Forschungs- und Fortbildungsdienst Jugendgewaltprävention im Verein für Kommunalwissenschaften, 1997 - 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention am DJI. Seit 2013 Leiter der Fachgruppe Angebote und Adressaten der Kinder- und Jugendhilfe.

20. Mai 2019
16:00 - 16:45 Uhr
Vortrag
Raum: Raum Lyon
Raum Lyon