TV-Gewalt: Wie wirklich ist die Medienwirklichkeit?

Prof. Dr. Thomas Hestermann
Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation MHMK

Moderation: Lena von Seggern
Diakonisches Werk Bonn und Region

Abstract:
Wie Fernsehschaffende über Gewaltkriminalität berichten, hängt weitgehend davon ob, wovon sie sich hohe Einschaltquoten versprechen – mit statistisch messbarer Delinquenz hat die Medienwirklichkeit wenig zu tun.

Der Medienwissenschaftler und Fernsehjournalist Dr. Thomas Hestermann hat die Macher interviewt und untersucht die TV-Berichterstattung seit 2007, die nunmehr fünfte Analysewelle wurde gerade abgeschlossen. Seine Forschung beleuchtet, wie Mediengewalt entsteht. So wird deutlich, warum die Medien bevorzugt über tödliche und sexuelle Gewalt berichten und warum sie Opfer in den Mittelpunkt stellen – vor allem weibliche.

Der Langzeitvergleich zeigt gleichbleibende Muster ebenso wie einschneidende Veränderungen. So haben die Medien seit der Kölner Silvesternacht den ausländischen Gewalttäter als Angstfigur wiederentdeckt: Die Zahl der Fernsehberichte, die explixit von ausländischen Tatverdächtigen handeln, hat sich überproportional erhöht.

Aus der Medienanalyse erweisen sich zugleich Wege, wie die Prävention stärker zum Medienthema werden kann.
Prof. Dr. Thomas Hestermann
Prof. Dr. Thomas Hestermann

Dr. Thomas Hestermann ist Medienwissenschaftler und Fernsehjournalist. Er lehrt Journalismus am Hamburger Campus der Hochschule Macromedia. Zuvor arbeitete er als Gerichtsreporter, war unterwegs mit gewalttätigen Skinheads und porträtierte Verbrechensopfer. Zehn Jahre lang war er Redaktionsleiter der Fernsehreihe „Tacheles - Talk am roten Tisch“, die von Phoenix ausgestrahlt wurde.

Lehrtätigkeit für die Diplomatenschule des Auswärtigen Amtes, die Hochschule der Polizei, das Zentrum Innere Führung der Bundeswehr und andere. Seit 2011 Professor für Journalismus. Forscht zu Mustern der Kriminalitätsberichterstattung, dem Ausländerbild in den Medien und zur Automatisierung in der Medienproduktion.

Veröffentlichungen (Auswahl): Hestermann, T. (2018). Refugees and Migrants in the Media: The Black Hole, in Kury, H. & Redo, S. (Hrsg.): Refugees and Migrants in Law and Policy. Challenges and Opportunities for Global Civic Education, Cham, Schweiz: Springer International, S. 125-136.

Hestermann, T. (2018). Jugendkriminalität in den Medien: Opfer, Dämonen und die Mediatisierung der Gewalt, in Dollinger, B. & Schmidt-Semisch, H. (Hrsg.): Handbuch Jugendkriminalität, 3., vollständig überarbeitete Auflage, Wiesbaden: Springer VS, S. 67-85.

Hestermann, T. (2017). „Ich habe mir gewünscht, dass es kein Morgen mehr gibt“. Wie das Fernsehen über Ausländer berichtet, tv diskurs 21 (82), S. 56-59.

Hestermann, T. (2016). Verzerrungen in der Kriminalitätsberichterstattung, Kriminalistik 70 (12), S. 731-738.

21. Mai 2019
09:00 - 09:45 Uhr
Vortrag
Raum: Raum I
Raum I