Kongressprogramm 25. DPT-Digital

Passend zum Schwerpunktthema und den Entwicklungen der Corona-Pandemie geschuldet wird der 25. DPT-Jubiläumskongress am 28. & 29. September 2020 eine rein digitale Onlineveranstaltung sein. Das umfangreiche Kongressprogramm der ursprünglich im Kasseler Kongress Palais geplanten Präsenzveranstaltung wird in vier unterschiedlichen Formaten dargeboten. 

Der sexuelle Missbrauch Minderjähriger in Kirche und Schule

Prof. Dr. Dieter Hermann
Universität Heidelberg

Abstract:
Die Prävention des sexuellen Missbrauchs ist auf die Täter konzentriert, auch wenn die Tat im Rahmen einer Organisation geschehen ist. Organisatorische Rahmenbedingungen, die den sexuellen Missbrauch begünstigen, bleiben weitgehend unberücksichtigt. Dieses Defizit kann mittels einer Untersuchung, die im Rahmen einer Studie zum sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz durchgeführt wurde, zumindest teilweise kompensiert werden. Es handelt sich um eine Analyse von Strafverfahren wegen sexueller Missbrauchsdelikte gegen Minderjährige durch Kleriker der katholischen Kirche und durch Mitglieder anderer Institutionen. Mit diesen Daten ist ein Institutionenvergleich möglich. Es kann die Frage beantwortet werden, ob die besonderen Rahmenbedingungen in der katholischen Kirche, insbesondere das Kirchenrecht und der Klerikalismus, einen Einfluss auf Taten, Täter und institutionelle Reaktionen bei Delikten des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen haben. Die Analyse ergab, dass die Bedingungen in der katholischen Kirche zu einer Konzentration von Personen mit mangelhaft integrierter Sexualität und zur Verschleierung von Missbrauchstaten geführt haben. Die Prävention des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche wäre durch eine Veränderung dieser Rahmenbedingungen möglich.
Prof. Dr. Dieter Hermann
Prof. Dr. Dieter Hermann

Dieter Hermann ist Professor am Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg. Die akademischen Abschlüsse umfassen das Diplom in Mathematik, die Promotion in Soziologie und die Habilitation an der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften. Die Forschungs- und Publikationsschwerpunkte liegen in den Bereichen Kriminologie und Kultursoziologie. Ein zentraler Arbeitsbereich besteht in der Durchführung von Studien zu Kommunaler Kriminalprävention, sexuellem Missbrauch, Korruption sowie zur Sozialisation von Werten, Normen und Religiosität und zu ihrem Einfluss auf Kriminalität.

28. + 29. September 2020
Vortrag