Dr. Thea Rau
Universitätsklinikum Ulm
Abstract:In Zusammenhang mit Radikalisierung und extremistischen Gewalttaten wird zunehmend diskutiert, welche Rolle Psychotherapeuten in der Prävention und Früherkennung von Radikalisierungsprozessen spielen können, insbesondere wenn psychische Störungen bei radikalisierten Menschen vermutet werden. Bislang fehlen jedoch Untersuchungen, die radikalisierte junge Menschen sowohl nach Entwicklungsrisiken als auch nach Kontakten zu Psychotherapeuten und anderen Hilfesystemen befragen. Auf der Basis von sieben systematischen Interviews mit radikalisierten jungen Erwachsenen zeigt sich, dass diese insgesamt nur wenig Kontakt mit Hilfesystemen haben und keinen Kontakt zu Psychotherapeuten, trotz erheblicher Traumatisierungen in der Vorgeschichte und zum Zeitpunkt der Radikalisierung. Gleichzeitig zeigt sich, dass bestehende Kontakte von den jungen Menschen eher negativ wahrgenommen wurden. Beispielsweise mangelte es an einer vertrauensvollen Beziehung oder es fehlte der Zugang. Im Vortrag werden insbesondere die Rolle von Psychotherapeuten herausgearbeitet und Möglichkeiten diskutiert, wie der Kontakt zu radikalisierten Menschen verbessert werden kann.
Dr. Thea Rau
Dr. Thea Rau, Studium der Sozialen Arbeit, seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm. Schwerpunktmäßige Beschäftigung mit den Themen „Gewalt im Jugendalter und jungen Erwachsenenalter“, „Organisationsentwicklung“ und „Jugendhilfe“.