Abstract:Umgang mit Selbstzeugnissen in der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit
Aussagen wie die im Titel fallen häufig, wenn Aussteiger*innen aus der extremen Rechten über ihre Biographie berichten. Sowohl Wissenschaftler*innen im Rahmen von Studien, als auch Ausstiegsberater*innen begegnen ihnen regelmäßig. Diese biographischen Selbstzeugnisse werden einerseits nicht selten zur Erklärung von Ein- und Ausstiegsprozessen herangezogen, sie sind andererseits aber auch für den Beratungsprozess von zentraler Bedeutung. Bei der Deutung und Bearbeitung ist es wichtig, die dahinterstehenden Erklärungsmuster kritisch zu hinterfragen. Von solchen Aussagen z.B. direkt auf eine Beliebigkeit der Form des Extremismus zu schließen erweist sich oft als vorschnell. Aussteiger*innen sind nicht automatisch Expert*innen für Radikalisierungsprozesse, sondern nur für ihre eigene Biographie. Zudem können entsprechende Erklärungsmuster der Verarbeitung von Verantwortung und Schuld dienen.
Der Vortrag beschäftigt sich daher aus der Perspektive von Beratung mit der Selbst- und Fremdwahrnehmung von Aussteiger*innen. Anhand von Auszügen biographischer Interviews aus der Arbeit des Projekts NinA NRW werden verschiedene Muster vorgestellt und in einen größeren Kontext eingeordnet. Mit biographieorientierter Ausstiegsarbeit wird schließlich ein möglicher Ansatz im pädagogischen Umgang zur Diskussion gestellt.
Felix Lange
Ausstiegsberater für Menschen aus der extremen Rechten in NRW und Mitglied des Vorstands der Bundesarbeitsgemeinschaft „Ausstieg zum Einstieg“ e.V.