Panels

In insgesamt sieben Podiumsdiskussionen (Panels) tauschen sich Expertinnen und Experten zu aktuellen Themen der Prävention aus. Sie finden hier die Details zu den Inhalten und den beteiligten Personen. Das Publikum wird in die Diskussionen mit einbezogen. Die Veranstaltungen finden in der Eilenriedehalle B statt. 

Mittwoch, 5. Oktober 2022

  • Neue Ansätze zur Prävention von Hass, Hetze und Bedrohung
    09:00 - 10:30 Uhr
    Moderation:
    Thomas Müller
    Landespräventionsrat Niedersachsen, Landesprogramm für Demokratie und Menschenrechte

    Hass, Hetze und Bedrohung haben in der jüngeren Vergangenheit insbesondere in der digitalen Welt deutlich zugenommen. Die Politik reagiert u.a. mit neuen bundesgesetzlichen Regelungen. In verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wurden und werden Forschungsprojekte zu den Hintergründen sowie Präventionsperspektiven gestartet. Zivilgesellschaft, besonders betroffene Berufsgruppen und Organisationen nehmen sich zunehmend dieser Problemlagen an.

    Der Deutsche Präventionstag möchte mit diesem Panel den interdisziplinären Diskurs zum Themenkomplex Hass, Hetze und Bedrohung beschreiben und Möglichkeiten für geeignete Maßnahmen und Strategien der Prävention formulieren.

    Prof. Dr. Andreas Beelmann, Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Prof. Dr. Andreas Beelmann ist Professor für Intervention und Evaluation am Institut für Psychologie und Direktor des Zentrums für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration (KomRex) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er studierte Psychologie, Soziologie und Gesundheitswissenschaften und arbeitete an den Universitäten Bielefeld, Erlangen-Nürnberg und Köln bevor er 2004 die oben genannte Professur übernahm. Schwerpunkte seiner Forschungen sind die Entwicklung und Prävention von Verhaltensproblemen und Kriminalität im Kindes– und Jugendalter, die Erstellung von Forschungsbilanzen sowie die entwicklungsorientierte Radikalisierungsprävention.
    Dr. Franz Rainer Enste, Antisemitismusbeauftragter des Landes Niedersachsen
    Franz Rainer Enste, geboren am 30. Dezember 1953, war nach Besuch eines altsprachlich-humanistischen Gymnasiums sowie dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Münster/Westf. zunächst Verwaltungsrichter in Lüneburg, sodann Rechtsdezernent der Stadt Lüneburg und dann wieder Richter am Verwaltungsgericht in Stade. Nach dem Wechsel zum Niedersächsischen Landtag war er in verschiedenen leitenden Funktionen der Landtagsverwaltung tätig und arbeitete zuletzt bis zu seiner Pensionierung in der Niedersächsischen Staatskanzlei als Regierungssprecher. Seit Oktober 2019 ist er Antisemitismusbeauftragter des Landes Niedersachsen.
    Er ist Rotarier im RC Langenhagen-Wedemark seit 2001, war 2009/2010 dessen Präsident und 2019/2020 im Distrikts 1800 Governor.
    Rüdiger José Hamm, Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus e.V.
    Rüdiger José Hamm, Diplom-Politologe, Abschluss am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft, Freie Universität Berlin. Hamm ist seit 2003 in der politischen Bildungsarbeit tätig. Zu seinen wissenschaftlichen Expertisen und praktischen Arbeitsbereichen zählen Critical Mixed Race Studies, Extremismus, Diversity & Anti-bias Education, Antirassismus und Antisemitismus. Hamm ist seit Mitte 2017 Koordinator der Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus (BAG RelEx).
    Jochen Kopelke, Gewerkschaft der Polizei (GdP)
    Jochen Kopelke ist Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die GdP organisiert rund 200.000 Polizeibeschäftigte und ist damit die größte Polizeigewerkschaft der Welt. 2005 trat Kopelke in den Polizeidienst und in die GdP ein. Nach Stationen bei der Schutzpolizei Bremen, Bereitschaftspolizei Bremen und dem Landeskriminalamt Bremen war er Polizeiführer vom Dienst. Von 2021 bis 2022 wirkte der 38-jährige Polizeioberrat als Büroleiter und persönlicher Referent beim Bremer Senator für Inneres. Der GdP Bremen stand Kopelke von 2014 bis 2017 als Landesvorsitzender vor. Seit September 2022 ist er GdP-Bundesvorsitzender.
    Andre Niewöhner, Koordinierungsgruppe des Präventionsnetzwerks #sicherimDienst
    Polizeioberrat Andre Niewöhner leitete von Juni 2021 bis Februar 2022 das ressortübergreifende Landesprojekt „Mehr Schutz und Sicherheit von Beschäftigten im öffentlichen Dienst“ des Landes Nordrhein-Westfalen. Nach erfolgreichem Abschluss wurde das Projekt an das weiterführende Präventionsnetzwerk #sicherimDienst übergeben. Dort ist er als Leiter der Koordinierungsgruppe für die inhaltliche Ausrichtung sowie die Koordination und Planung zuständig. Im Hauptamt leitet er die Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz bei der Kreispolizeibehörde Coesfeld. Darüber hinaus ist er im Nebenamt als Dozent für die Fächer Einsatzlehre (Hochschule für Polizei und Verwaltung NRW) sowie Verkehrswissenschaften und Führungslehre (Deutsche Hochschule der Polizei) tätig.

  • Was Schulen aus der Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs für Prävention heute lernen können
    11:00 - 12:30 Uhr
    Moderation:
    Prof. Dr. Julia Gebrande
    Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung Sexuellen Kindesmissbrauchs in Deutschland

    Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs gestaltet dieses Panel zusammen mit Betroffenen und weiteren Expertinnen und Experten zum Themenschwerpunkt Schule. Denn die Schule ist ein zentraler Ansatzpunkt für den aktuellen und künftigen Kinderschutz. Erwachsene Betroffene von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend berichteten der Kommission davon, wie ihnen als Kinder oder Jugendliche oft nicht geglaubt wurde und sie keinen Schutz fanden - auch in der Schule nicht. Während die Gewalt bei einigen Betroffenen zu erheblichen Einbrüchen in ihre Bildungsbiografie geführt hat, fanden andere in der Schule einen Ort, an dem sie lernen konnten und Anerkennung fanden. Aus diesen Erfahrungen können wir viel lernen. Wir begrüßen es, dass sich immer mehr Schulen für Präventionsprogramme engagieren und ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche sein wollen! Doch die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs ist überzeugt, dass Prävention in einer Institution nur greifen kann, wenn sie sich ihrer Vergangenheit gestellt hat, und fordert daher ein Recht von Betroffenen auf Aufarbeitung. Dieses Recht und die damit einhergehenden Pflichten von Institutionen zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauch hat die Aufarbeitungskommission in ihrer Veröffentlichung „Rechte und Pflichten: Aufarbeitungsprozesse in Institutionen“ ausformuliert. Auf dem Panel möchten wir darüber diskutieren, was Schulen aus der Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs für den Schutz von Kindern und Jugendlichen heute lernen können.

    Dieses Panel wird veranstaltet in Kooperation mit der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs.

    Prof. Dr. Barbara Kavemann, Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung Sexuellen Kindesmissbrauchs in Deutschland
    Barbara Kavemann ist eine deutsche Sozialwissenschaftlerin, die sich mit den Themen Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, Gewalt in Paarbeziehungen sowie Präventionskonzepte gegen sexuellen Kindesmissbrauch als Forschungsschwerpunkte beschäftigt.

    Sie promovierte 1995 an der technischen Universität Berlin. Seit 2004 ist sie Mitarbeiterin des Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen in Freiburg – SoFFi F. Zudem gehört Barbara Kavemann seit 2016 der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in Deutschland an.

    Barbara Kavemann wurde im Juni 2005 das Bundesverdienstkreuz verliehen für ihren Beitrag, den Schutz und die Rechte gewaltbetroffener Frauen und Kinder zu verbessern.

    Im März 2005 wurde sie mit dem „Berliner Frauenpreis“ ausgezeichnet.

    Sie engagiert sich in verschiedenen Vereinen und Beiräten, veröffentlichte zahlreiche Publikationen und wirkte an Forschungsprojekten mit.
    Isabel Strey, Schattenriss e.V. Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen*
    Isabel Strey ist Traumapädagogin und traumazentrierte Fachberaterin. Seit 2018 ist sie als Fachberaterin bei Schattenriss e.V. tätig, einer Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen*. Schattenriss bildet auch Fachkräfte und Schüler*innen im Rahmen der Bremer Fachtage "Schule gegen sexuelle Gewalt" aus. Frau Strey ist außerdem Multiplikatorin für rassismuskritische und geschlechtssensible Jugendbildungsarbeit. Isabel Strey hat Sozialpädagogik und Organisationspädagogik an der Universität Hildesheim studiert.
    Heike Völger, UBSKM
    Referatsleiterin Prävention, Forschung, Nationaler Rat im Arbeitsstab der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM).
    Studierte Erziehungswissenschaftlerin mit langjähriger beruflicher Praxis in der (Bildungs-)Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und anschließendem Quereinstieg in die Bundesverwaltung (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend). Seit 2014 im Arbeitsstab der UBSKM.

  • Jetzt erst recht! Prävention in Zeiten von Krisen und Katastrophen
    13:00 - 14:30 Uhr
    Moderation:
    Prof. Dr. Eva Groß
    Hochschule in der Akademie der Polizei Hamburg

    Einführung durch:
    Dr. Stefanie Hinz, Landespolizeipräsidentin Baden-Württemberg
    Christian Specht, Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim

    Krisen haben das Potential, Gewalt etc. auszulösen, führen zu gesellschaftlichen Spannungen und sind, je nach Gegenstand der Krise, mit zahlreichen weiteren sozialen Konflikten verbunden. Prävention strebt an, problematischen Zuständen vorzubeugen, sie im besten Fall gar nicht entstehen zu lassen. In Bezug auf die Krise bedeutet dies, einer positiven Lösung näherzukommen und eine Katastrophe abzuwenden bzw. Kompetenzen zu erzeugen, angemessen mit Krisen umzugehen. Krisen & Prävention wird das Schwerpunktthema des kommenden Deutschen Präventionstages 2023 sein.

    In dem Panel wird ein Aufriss zu dieser Thematik gegeben.

    Gefragt wird:

    Ist jede Krise einzigartig oder welche Lehren können aus dem bisherigen Umgang mit der Coronakrise für die Zukunft gezogen werden?

    Was bedeutet Krisenresilienz für die Gesellschaft, Individuum und Kommune?

    Wie kann/muss die Bevölkerung einbezogen werden und wie kann eine gute Krisenkommunikation gelingen?

    Dr. Donya Gilan, Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) gGmbH
    Dr. Donya Gilan ist Psychologin und Leiterin des Bereichs „Resilienz & Gesellschaft“ der Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) gGmbH in Mainz. Sie beschäftigt sich mit der psychologischen Anpassungsfähigkeit des Menschen. Zu ihren Forschungs- und Arbeitsschwerpunkten gehören die Entwicklung und Durchführung von Programmen zur Resilienzförderung, kulturvergleichende Emotionsforschung sowie der Themenkomplex Akkulturation.

    Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt ist die Forschungstransfer in der gemäß dem Motto theoria cum praxi wissenschaftliche Erkenntnisse in Form von Vorträgen, Coachings und Workshops der Bevölkerung angeboten werden.
    Denn durch die in der klinischen Resilienzforschung gewonnenen neurobiologischen und humanpsychologischen Erkenntnisse werden nicht nur dazu genutzt, die Resilienzmechanismen besser zu verstehen, sondern darauf basierende effektive und evidenzbasierte Präventionsprogramme zu entwickeln.

    Im Zuge der Covid-19 Pandemie ergab sich für sie ein weiterer Forschungsschwerpunkt „Covid-19 und Resilienz“. Sie beschäftigt sich mit den psychischen Belastungen, Resilienz, Risiko- und protektive Faktoren während der Coronavirus-Pandemie. Sie forscht daran, welche Maßnahmen die psychische Gesundheit der Menschen stärkt und aufrechterhält und wie persönliche und globale Krisen bewältigt werden können.
    Durch ihre Mitarbeit an einer Studie konnte man zu dem Ergebnis kommen, dass die Identifikation von protektiven und Risikofaktoren zur Entwicklung von psychosozialen Interventionen nutzen kann.

    An der Goethe-Universität Frankfurt am Main in der Abteilung „Differentielle Psychologie & Diagnostik“ beschäftigt sie sich mit der Emotionsregulation im Laufe des Akkulturationsprozesses. An der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz leitet die Transkulturelle Ambulanz. 2014 verfasste sie an der Fakultät für Psychologie der Goethe-Universität zum Thema Wandel von Display Rules im Akkulturationsprozess eine kulturpsychologische Analyse und promovierte zum Dr. phil. Sie ist Dozentin im Kontaktstudium „Migration & Gesellschaft“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und als Beraterin zum Themenkomplex „Akkulturation“ tätig.
    Prof. Dr. Rita Haverkamp, Universität Tübingen
    Prof. Dr. Rita Haverkamp hat die Stiftungsprofessur für Kriminalprävention und Risikomanagement an der Eberhard Karls Universität Tübingen inne. Sie promovierte mit einer Dissertation über den elektronisch überwachten Hausarrest an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und habilitierte mit einer Arbeit über den Frauenstrafvollzug an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Rita Haverkamp war als wissenschaftliche Referentin am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht (Abteilung Kriminologie) tätig. Sie ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beratungskreis (WBK) des Fachdialogs der gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie des Forschungsbeirats des Bundeskriminalamts (BKA).
    Dr. Markus Mayer, Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit – GIZ GmbH
    Markus Mayer ist Leiter des Kompetenzcenters Frieden und Nothilfe der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), verantwortlich für die fachlich-methodische Unterstützung, Innovation und Qualitätssicherung weltweiter Programme in den Sektoren Not- und Übergangshilfe, Krisenprävention und Friedensförderung, Flucht und Migration und dem Katastrophenrisikomanagement. Seit über 20 Jahren arbeitet Herr Mayer an der Schnittstelle von Entwicklung und Konflikt aus wissenschaftlicher, zivilgesellschaftlicher sowie staatlicher Perspektive. Herr Mayer ist promovierter Geograph der Universität Heidelberg zu dem Thema Jugendkonflikte und Entwicklungsplanung in Sri Lanka.