11.04.2017Stigma
Der Kurzfilm „Stigma“ von Regisseur Peter Jeschke und Jens Wagner, der im Januar seine Premiere beim Filmfestival „Max-Ophüls-Preis“ feierte, wird auch beim 22. Deutschen Präventionstag in Hannover zu sehen sein. Beim Screening mit anschließender Publikumsdiskussion, das am 19. Juni 2017 um 16:30 Uhr in der Niedersachsenhalle A des Hannover Congress Centrum (HCC) stattfindet, werden die beiden Filmemacher anwesend sein.
„Stigma““ basiert auf rund 10 Stunden Originalinterviews, die im Sommer 2015 mit einem Teilnehmer des Projekts "Kein Täter werden" im Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Berliner Charité geführt wurden. Die Geschichte des Films: Ein Tonstudio. Zwei Notenständer. Zwei Mikrofone. Zwei Männer. Der eine fragt: „Wann hast du deine Neigung entdeckt?“ Der ältere antwortet: Direkt. Offen. Schonungslos. Er ist pädophil. Fühlt sich sexuell zu jungen Mädchen hingezogen. Jahrelang hat er gehofft, dass das wieder weggeht. Aber es ging nicht weg. Er hat eine Therapie gemacht und gelernt, seine Neigung zu kontrollieren. Er kämpft, will ein guter Mensch sein. Doch er muss damit leben, was er seiner Tochter angetan hat.
„Mich hat es tief beeindruckt, mit welcher Offenheit und Ehrlichkeit uns der Mann von seinem täglichen Kampf mit seiner sexuellen Neigung berichtet hat, wie sehr er stetig dafür kämpft, ein guter Mensch zu sein“, sagt Regisseur Peter Jeschke und ergänzt: „Pädophil zu sein ist so ziemlich das größte Stigma, was man sich in unserer aufgeklärten Gesellschaft vorstellen kann. Ich denke, dass wir uns diesem Thema stellen, es diskutieren müssen. Und dass wir niemanden für seine sexuelle Ausrichtung ausgrenzen dürfen - denn die sucht sich niemand aus - sondern jeden Menschen ausschließlich an seinem Verhalten messen sollten.“
Neben den Screenings beim „Max-Ophüls-Preis“ sowie dem Filmfestival „achtung berlin“ wurde „Stigma“ bereits bei zahlreichen Informations- und Diskussionsveranstaltungen gezeigt, unter anderem am 16. Mai 2017 im Roten Salon der Berliner Volksbühne (mit anschließender Podiumsdiskussion). Vom 22. bis 28. Mai lief der Film parallel zum Filmfestival in Cannes im „Short Film Corner“. Darüber hinaus kann der Film über die Website www.stigma-der-film.de/ auch für Informations- und Diskussionsveranstaltungen gebucht werden.
„Unser Film macht deutlich, was es bedeutet, mit der sexuellen Präferenz „Pädophilie“ zu leben und was therapeutische Hilfe erreichen kann – insbesondere, um sexuellen Kindesmissbrauch zu verhindern. Die bisherigen Screenings haben gezeigt, dass der Film sehr gut geeignet ist, um im Anschluss über diese Themen zu diskutieren.“, sagt Jens Wagner, Pressesprecher des Netzwerks „Kein Täter werden“.
Das Netzwerk „Kein Täter werden“ ist darüber hinaus mit einem Informationsstand sowie mit einem Vortrag des Netzwerksprechers Prof. Klaus M. Beier beim Präventionstag vertreten. Sowohl Prof. Beier als auch die beiden Filmemacher stehen für Interviews zur Verfügung.
Das „Präventionsprojekt Dunkelfeld“ (www.kein-taeter-werden.de) ist ein Projekt zur Prävention sexuellen Kindesmissbrauchs. Es bietet ein kostenloses und durch die Schweigepflicht geschütztes Behandlungsangebot für Menschen, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen und deshalb therapeutische Hilfe suchen, um sexuelle Übergriffe auf Kinder oder den Konsum von Missbrauchsabbildungen im Internet (sogenannte Kinderpornografie) zu verhindern. Der Berliner Standort des Präventionsprojekts Dunkelfeld ist Initiator des deutschlandweiten Präventionsnetzwerks „Kein Täter werden“, das elf deutsche Standorte umfasst. Bis heute haben sich mehr als 7.700 Menschen hilfesuchend an das Netzwerk gewendet. Erste Untersuchungen am Berliner Standort zeigen, dass die Therapie geeignet ist, Risikofaktoren für das Begehen sexuellen Kindesmissbrauchs und der Nutzung von Missbrauchsabbildungen zu minimieren und auf diesem Wege sexuelle Gewalt zu verhindern.
Pressekontakt:
Jens Wagner, Tel. (030) 450 529 307, Fax -992
E-Mail: jens.wagner@charite.de