Covid-19: Paradoxe Erwartungen an die Risikokommunikation

André Biermann
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

In der Covid-19-Pandemie nimmt Risikokommunikation einen zentralen Stellenwert auch in den akuten Krisenphasen ein. Dies darf verwundern, da handlungsleitende Krisenkonzepte - etwa der Krisenmanagementzyklus - Risikokommunikation zeitlich anders verorten, nämlich in die Phase der Krisenvorsorge. So dient Risikokommunikation etwa laut dem BBK der Herstellung eines „Vertrauensverhältnisses zwischen staatlichen Stellen und deren Repräsentanten und dem Bürger". Vertrauensbildung allerdings scheint mit dem grundlegenden Ziel zu konfligieren, Maßnahmen der Pandemiebekämpfung auch bei Dissens durchzusetzen. Diese Herausforderung wird im Vortrag anhand von paradoxen Erwartungen an die Risikokommunikation durchgespielt: Einerseits sollen behördliche Erklärungen von Maßnahmen der Pandemiebewältigung etwa auf Eindeutigkeit abstellen mit dem vorab festgelegten Ziel einer Verhaltensänderung in der Bevölkerung. Andererseits soll Risikokommunikation ergebnisoffen auf „Augenhöhe“ stattfinden und auch Unsicherheiten transparent machen. Diese gegenläufigen Erwartungen werden anhand von Expertenempfehlungen und anderen Beispielen aus der Praxis (etwa aus Impfkampagnen) veranschaulicht. Dabei erfolgt eine soziologische Einordnung, indem die betrachteten Gegenläufigkeiten unter anderem auf die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Risikotypen als ein Merkmal der Covid-19-Krise zurückgeführt werden.
Auszug aus dem Buch
(Deutsch, PDF)

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