Computerspielabhängigkeit als neue Form der Suchterkrankung
Prof. Dr. Christian Pfeiffer
Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) e. V.
Im Gegensatz zum exzessiven Computerspielen kennzeichnet Computerspielabhängigkeit ein Störungsbild, welches bereits im Jugendalter mit vielfältigen psychosozialen und leistungsbezogenen Belastungen assoziiert ist. Herr Prof. Dr. Christian Pfeiffer wird den aktuellen Forschungsstand zu Computerspielabhängigkeit anschaulich darstellen, und dabei auf Forschungsarbeiten des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen zurückgreifen. 44.610 Schülerinnen und Schüler neunter Klassen nahmen an einer vom Bundesinnenministerium geförderten, bundesweit repräsentativen Befragung teil. Jedem dritten Teilnehmer (N = 15.168) wurde dabei per Zufallsauswahl ein umfassendes Zusatzmodul zur Internet- und Computerspielnutzung vorgelegt. Basierend auf der Computerspielabhängigkeitsskala KFN-CSAS-II, welche die diagnostischen Suchtkriterien Einengung des Denkens und Verhaltens, Negative Konsequenzen, Kontrollverlust, Entzugserscheinungen und Toleranzentwicklung berücksichtigt, bestätigen die Befunde der Untersuchung ein ernst zu nehmendes Abhängigkeitspotenzial von Video- und Computerspielen. Multivariate Analysen zu den Entstehungsbedingungen von Computerspielabhängigkeit belegen, dass Computerspielabhängigkeit aus einer Wechselwirkung von prädisponierenden Merkmalen auf Seiten des Spielers und strukturellen Merkmalen auf Seiten des genutzten Computerspiels begünstig wird. Aus den Erkenntnissen der Untersuchung leiten sich neben einem großen Bedarf an weiterer Forschung verschiedene gesundheitspolitische und jugendschutzrechtliche Folgerungen ab.