Leakingverhalten als Basis der Prävention von Intimiziden

Prof. Dr. Thomas Görgen
Deutsche Hochschule der Polizei
Stefanie Horn
Deutsche Hochschule der Polizei

Durch die Ratifizierung der Istanbul-Konvention hat sich Deutschland dazu verpflichtet in Fällen von häuslicher Gewalt Gefährdungseinschätzungen durchzuführen und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Hierfür kommen vielfach – auf Analysen von Risikofaktoren basierende – Risk Assessment-Instrumente zum Einsatz. Neuere Ansätze thematisieren auch Leakingverhalten von Täter*innen, d.h. unterschiedliche Formen des Ankündigens und Hinweisens auf bevorstehende Taten, als bedeutsames Warnsignal. Leaking hat sich in der Amok- und Terrorismusforschung als regelmäßig anzutreffender und präventiv relevanter Frühindikator schwerer zielgerichteter Gewalt erwiesen. Erste Forschungsarbeiten zeigen, dass Leaking auch im Vorfeld von Intimiziden auftritt; Befunde zu Verbreitung, Erscheinungsformen und Ernsthaftigkeit von Leaking können daher das Hochrisikomanagment bei häuslicher Gewalt stärken. Es werden Ergebnisse basierend auf Analysen von ca. 60 staatsanwaltschaftlichen Akten zu versuchten und vollendeten Tötungsdelikten in Ex-Partnerschaften bzw. bei Trennung (Deutschland, 2012-2020) zu Leaking vorgestellt. Im Mittelpunkt stehen die Phänomenologie von Leaking im Vorfeld von Tötungsdelikten sowie Ernsthaftigkeitsindikatoren, die eine Bewertung gezeigter Leakings ermöglichen. Abschließend wird die Anwendbarkeit in der Praxis sowohl durch polizeiliche Akteur*innen als auch durch den sozialen Sektor diskutiert.

verwandte Schlüsselbegriffe

Prävention häusliche Gewalt Tötungsdelikte Risikoanalyse Intimizid