LegiNot-Prävinar 3 – Legitimation als Teil behördlicher Kommunikation im Rahmen der Covid-19-Pandemie
Abstract
Die behördliche Legitimation, verstanden als Rechtfertigung von Notfallmaßnahmen (etwa: Schulschließungen) bei der Bewältigung verschiedener Coronalagen, nimmt im Rahmen der Pandemiebewältigung einen zentralen Stellenwert bei der behördlichen Kommunikation ein. Eine nachvollziehbare Legitimation, so die Prämisse des Prävinars, trägt wesentlich zur gesellschaftlich wahrgenommenen Legitimität nicht nur einzelner Maßnahmen, sondern auch der beteiligten Institutionen, bei. Bei Covid-19 zeigte sich die Herausforderung der Legitimation bereits in der ersten Akutphase: Viele kommunale Krisenstäbe wurden um den 11. März 2020 formiert: zu einem Zeitpunkt, an dem die einsetzende behördliche Stabskommunikation auf bereits etablierte, aber auch konkurrierende Deutungen in der Bevölkerung traf. Zudem zeigte sich fortwährend eine Diskrepanz zwischen behördlicher Risikobewertung und gesellschaftlicher Risikowahrnehmung, da Covid-19 für viele Menschen zunächst nicht unmittelbar erfahrbar war und vor allem eine „unsichtbare“ Bedrohung blieb. Hinzu kam, dass bis zuletzt Maßnahmen gerechtfertigt werden mussten, deren Wirkung im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen auch von Seiten der Behörden kaum abschließend beurteilt werden konnten. Und eben diese Charakteristika einer komplexen Notlage erschwerten bei Covid-19 eine Krisenkommunikation nach klassischem Muster, zu dem u. a. zählt, dass ausschließlich behördliche Kanäle für die Erstinformierung und Warnung der Bevölkerung zuständig sind und „Deutungsmacht“ als zentrales Ziel auszugeben.
Im ersten Teil des Prävinars wird anhand einiger Beispiele dargelegt, in welcher Form Behördenkommunikation versuchte, Legitimität zu erzeugen, und auch auf welche Form der Kritik dies stieß. Im Anschluss erfolgt ein Gespräch mit Dr. Thomas Nitzsche, der als Oberbürgermeister von Jena zwischen 2020 und 2022 zuständig für das kommunale Krisenmanagement war, das in der Öffentlichkeit und auch in der Forschung viel Beachtung fand. Thematisch wird das Verhältnis der behördlichen Rechtfertigung einzelner Maßnahmen und darauf bezogener Kritik im Vordergrund stehen. Das Gespräch wird schließlich auch für im Plenum aufkommende Fragen geöffnet.
Mit Lösungsimpulsen von:
Dr. Thomas Nitzsche, Oberbürgermeister von Jena
Referierende
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Der Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche ist verheiratet, Vater einer Tochter und eines Sohnes und lebt seit 1990 in Jena. Er studierte Anglistik und Politikwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Von 2008 bis zu seinem Amtsantritt als Oberbürgermeister im Juli 2018 arbeitete er als Fachreferent der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek. Seit 2009 war Dr. Thomas Nitzsche Mitglied im Stadtrat und u.a. Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, des Schulnetzausschusses sowie des Beirats Kfz-Verkehr. Am 09.06.2024 wurde Dr. Thomas Nitzsche in seine zweite Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt Jena gewählt.
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