Profile und Potenziale für die Zusammenarbeit mit dem Staat: Studie zu Bundesverbänden von Migrantenorganisationen
Eine neue Studie des wissenschaftlichen Stabs des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) kartiert das Feld der derzeit auf Bundesebene tätigen Verbände von Migrantenorganisationen (MO). In Deutschland gibt es derzeit 36 Bundesverbände von Migrantenorganisationen (MO), die inhaltlich und strukturell vielfältig aufgestellt sind. Der wissenschaftliche Stab des SVR hat jetzt eine neue Studie vorgelegt, die diese Vielfalt systematisiert und eine Typologie der auf Bundesebene tätigen MO-Verbände entwickelt. Unter dem Titel „Wer ist denn hier zuständig? Bundesverbände von Migrantenorganisationen: eine Navigationshilfe“ gibt die Studie eine Übersicht, wie sich die Profile der einzelnen MO-Verbändetypen unterscheiden und für welche Formen politischer Konsultation und Kooperation sich diese jeweils besonders empfehlen.
Hierfür wurden nach einer Bestandsaufnahme der MO-Verbände auf Bundesebene deren Internetauftritte qualitativ ausgewertet. Der Fokus lag dabei auf den jeweiligen Mission Statements, Vertretungsansprüchen und praktischen Arbeitsschwerpunkten (insbesondere Projektarbeit). Ergänzend wurden Hintergrundgespräche mit Vertreterinnen und Vertretern von MO-Bundesverbänden sowie der Bundesverwaltung geführt. Die Analyse zeigt, dass sich MO-Verbände einerseits in das allgemeine Verbändewesen einordnen lassen, andererseits aber gewisse Besonderheiten aufweisen. Die Studie erläutert, wie die Kooperation zwischen Staat und MO-Verbänden typenspezifisch weiterentwickelt werden könnte und diskutiert ferner verschiedene Möglichkeiten der MO-Bundesverbände, um ihre derzeit hohe Abhängigkeit von öffentlicher Förderung zu reduzieren.
Menschen mit ähnlicher Lebenssituation und gemeinsamen Interessen organisieren sich in Deutschland häufig in Verbänden. Das gilt auch für Menschen mit Migrationsgeschichte. Migrantenorganisationen (MO) haben sich in Bundesverbänden zusammengeschlossen, um ihre Anliegen besser vertreten zu können. Politik und Verwaltung wiederum sind sehr daran interessiert, die Verbände von Migrantenorganisationen gezielt als Partner in die Gestaltung der Einwanderungsgesellschaft einzubinden. Das breite Fundament der Landschaft von MO-Verbänden bilden Diasporaverbände, Gruppenverbände und Gruppenfachverbände. Diese drei Verbändetypen sind jeweils eng mit einzelnen Communitys verbunden – wie zum Beispiel mit der Gruppe der Türkeistämmigen, Frauen mit Zuwanderungsgeschichte oder Zugehörigen der afrikanischen Diaspora; ihre direkten Mitglieder sind meist einzelne, lokal aktive MO-Vereine. Um gemeinsame Anliegen wirksamer voranzutreiben, sind diese drei Verbändetypen mehrheitlich auch in communityübergreifenden Spitzenfachverbänden und Einheitsverbänden organisiert, die zusammen etwa ein Fünftel der MO-Bundesverbände ausmachen.
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