11.08.2024

Neuer Europol-Bericht warnt vor fragmentierter und vielfältiger Cyberkriminalität

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Am 22. Juli 2024 veröffentlichte Europol die 10. Ausgabe des Internet Organised Crime Threat Assessment (IOCTA) , eine detaillierte Bewertung der wichtigsten Entwicklungen, Änderungen und neuen Bedrohungen im Bereich der Cyberkriminalität im letzten Jahr. Der Bericht beleuchtet relevante Trends in Kriminalitätsbereichen wie Cyberangriffe, sexuelle Ausbeutung von Kindern sowie Online- und Zahlungsbetrug. Er bietet auch einen Ausblick auf das, was in naher Zukunft zu erwarten ist, insbesondere im Hinblick auf neue Technologien, Zahlungssysteme, KI, Kryptowährungen und illegale Online-Inhalte. 

Täglich werden in der gesamten EU Millionen Opfer ausgebeutet
Jüngste Strafverfolgungsmaßnahmen haben Ransomware-Gruppen dazu veranlasst, sich aufzuspalten und unter verschiedenen Tarnungen neu aufzutreten. Darüber hinaus hat die kontinuierliche Abschaltung von Foren und Marktplätzen im Dark Web den Lebenszyklus krimineller Websites verkürzt. Diese Instabilität hat zusammen mit der Zunahme von Exit-Betrügereien zur Fragmentierung und Vervielfachung von Cyberbedrohungen beigetragen. 

Im Jahr 2023 wurden in der gesamten EU täglich Millionen von Opfern online angegriffen und ausgebeutet:

  • Ransomware-Gruppen zielen zunehmend auf kleine und mittlere Unternehmen ab, da diese über eine schlechtere Cyberabwehr verfügen.
  • E-Händler und Bankinstitute sind die bevorzugten Ziele digitaler Skimming-Angriffe. 
  • Benutzer werden weiterhin Opfer von Phishing-Kampagnen, Business E-Mail Compromise (BEC) sowie Anlage- und Liebesbetrug. 
  • Die Zahl der Fälle sexueller Erpressung im Internet, die sich gegen schutzbedürftige Minderjährige richten, nimmt zu.

Mehrschichtige Erpressungstaktiken kommen im gesamten Spektrum der Cyberkriminalität immer häufiger vor, da die Gefahr besteht, dass gestohlene Daten veröffentlicht und versteigert werden, was eine erneute Viktimisierung zur Folge hat. Die Täter scheinen in vielen Fällen minderjährig zu sein, und einige haben begonnen, KI zu nutzen, die bereits zu einem Bestandteil ihres Werkzeugkastens wird. Auch die Verwendung von Kryptowährungen in einer größeren Bandbreite von Kriminalitätsbereichen ist deutlicher geworden. 

Cyberkriminalität mit Unterstützung durch KI: Was ist in naher Zukunft zu erwarten?
KI-gestützte Cyberkriminalität hat gerade erst begonnen: KI-gestütztes Material über sexuellen Kindesmissbrauch (CSAM) ist eine besorgniserregende Bedrohung, die genau beobachtet werden muss. Fälle von KI-verändertem und vollständig künstlichem CSAM werden die Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden vor wachsende Herausforderungen stellen, nicht nur im Hinblick auf die Menge des im Umlauf befindlichen CSAM, sondern auch hinsichtlich der Fähigkeit der Ermittler, die wahre Identität von Opfern und Tätern zu ermitteln. Missbrauch von Technologien: Gängige Kommunikationsplattformen mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2EE) werden zunehmend von Straftätern genutzt. Der aktuelle Rechtsrahmen zum Schutz persönlicher Kommunikation über E2EE stellt Strafverfolgungsbehörden vor digitale Herausforderungen für den rechtmäßigen Zugriff auf kriminelle Kommunikation.  Die Zukunft der Krypto-Bedrohungen: Die Verwendung von Kryptowährungen in einer Reihe von kriminellen Bereichen ist deutlicher geworden. Mehrere Entwicklungen auf dem Kryptowährungsmarkt werden in naher Zukunft erhebliche Auswirkungen auf den Missbrauch von Kryptowährungen durch Kriminelle haben. Betrüger könnten den Aufstieg von börsengehandelten Fonds (ETFs) im Zusammenhang mit Kryptowährungen ausnutzen.  

Digitale Herausforderungen: Strafverfolgungsbehörden müssen immer einen Schritt voraus sein
Um die wichtigsten Bedrohungen, die in der IOCTA 2024 hervorgehoben werden, schnell und effektiv anzugehen, benötigen die Strafverfolgungsbehörden das richtige Wissen, die richtigen Werkzeuge und die richtigen Gesetze. Da sich Kriminelle anpassen, müssen Strafverfolgungsbehörden und Gesetzgeber auch innovativ sein, um die Nase vorn zu behalten, und versuchen, neue und sich entwickelnde Technologien zu nutzen. Dies wiederum erfordert Schulungen, um die speziellen Fähigkeiten zu entwickeln, die zur Untersuchung technisch anspruchsvoller oder komplexer Cyberkriminalität erforderlich sind, wie z. B. bei Missbrauch von Kryptowährungen oder des Dark Web. Europol begegnet diesen digitalen Herausforderungen mit seiner Strategie „Sicherheit in Partnerschaft“ . Die Agentur steht an der Spitze der Innovation in der Strafverfolgung und fungiert als Wissensplattform für die Bereitstellung von EU-Polizeilösungen in Bezug auf Verschlüsselung, Kryptowährungen und andere Themen. Auf diese Weise erweitert Europol das Instrumentarium, das Strafverfolgungsbeamten in ganz Europa und darüber hinaus zur Verfügung steht, und verbessert ihre technischen und forensischen Fähigkeiten. Das Europäische Zentrum zur Bekämpfung der Cyberkriminalität (EC3) bei Europol ist die erste Anlaufstelle für Ermittler im Bereich Cyberkriminalität. 

 

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