20.02.2024

Junge Menschen in Deutschland vertrauen der Demokratie und der EU

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Die Generation der 18- bis 30-Jährigen in der Bundesrepublik bringt der Demokratie und der Europäischen Union mehr Vertrauen entgegen als im Durchschnitt anderer europäischer Länder. Bundesregierung und Bundestag stehen sie jedoch kritischer gegenüber. Um den Klimawandel machen sich die jungen Erwachsenen nicht mehr Sorgen als ihre älteren Mitmenschen, dafür sehen viele ihre mentale Gesundheit in Gefahr.  

Viele junge Menschen in Deutschland haben Vertrauen in die Demokratie und die Europäische Union. In einer repräsentativen Umfrage unter 18- bis 30-Jährigen in zehn europäischen Ländern geben von den Befragten aus der Bundesrepublik 59 Prozent an, der Demokratie zu vertrauen, 62 Prozent sagen das in Bezug auf die Europäische Union. Von den Befragten aus den anderen neun Ländern vertrauen im Durchschnitt nur 50 Prozent der Demokratie und 57 Prozent der EU. Am höchsten im Kurs stehen Bildung und Wissenschaft: Jeweils rund drei Viertel der Befragten in Deutschland geben an, diesen Bereichen zu vertrauen. Kritischer bewerten die jungen Menschen die politischen Institutionen in der Bundesrepublik: Mehr als jede:r zweite Befragte zwischen 18 und 30 Jahren (52 Prozent) äußert Misstrauen in die Regierung, 45 Prozent mangelt es an Vertrauen ins Parlament. Auch das Misstrauen gegenüber Medien (60 Prozent) und Religion (58 Prozent) ist hoch. „Die jungen Erwachsenen in Deutschland bringen der Demokratie und der EU grundsätzlich Vertrauen entgegen. Das ist nicht zuletzt mit Blick auf die Europawahl sowie die Landtagswahlen in diesem Jahr eine gute Nachricht. Doch es kommt darauf an, dieses Vertrauen nicht zu verspielen. Eine gute Politik für junge Menschen sollte vorausschauende Entscheidungen in ihrem Sinne treffen und sie stärker als bisher in den politischen Prozess einbeziehen“, sagt Regina von Görtz, Jugendexpertin bei der Bertelsmann Stiftung.

Nicht nur Sorgen ums Klima, sondern auch um die mentale Gesundheit
Dafür ist es wichtig, zu wissen, was die jungen Erwachsenen beschäftigt. Laut Umfrage machen sie sich die meisten Sorgen um Verletzungen von Menschenrechten, den Klimawandel sowie sexuelle Belästigung. Insbesondere in Bezug auf den Klimawandel sind ihre Befürchtungen allerdings nicht höher als die der älteren Generation. Tatsächlich geben aus der Gruppe der ebenfalls befragten 31- bis 70-Jährigen mehr Menschen an, einer umweltbewussten Lebensweise zu folgen, als es die jüngeren Befragten tun. „Die jungen Erwachsenen sorgen sich weiterhin um den Klimawandel, aber sie besetzen das Thema längst nicht mehr allein. Daher wäre es grundlegend falsch, ihre Sorgen und Ängste darauf zu reduzieren. Wir als Gesellschaft müssen genauer hinsehen, was sie belastet“, betont Anja Langness, Jugendexpertin bei der Bertelsmann Stiftung.

Eine große Rolle für junge Menschen spielt zum Beispiel die mentale Gesundheit: 41 Prozent von ihnen geben an, darüber besorgt zu sein – deutlich mehr als ältere Befragte (26 Prozent). Zudem fühlen sich viel mehr junge Erwachsene allein, als es bei den 31- bis 70-Jährigen der Fall ist. Und: Ebenso wie die älteren Befragten gehen sie davon aus, dass sich ihre mentale Gesundheit in den kommenden Jahren verschlechtern wird. Insgesamt blicken die Befragten relativ besorgt in die Zukunft, unabhängig von ihrem Alter. Demnach erwarten 36 Prozent der jüngeren und 42 Prozent der älteren Menschen, dass sich verschiedene Faktoren, darunter der Lebensstandard, das Klima oder die Einkommensungleichheit, verschlechtern werden. An eine Besserung der Dinge glauben die Jüngeren tendenziell mehr als die Älteren, allerdings auch nur in der Minderheit. „Das niedrige Vertrauen in politische Entscheidungsträger:innen und der fehlende Zukunftsoptimismus, insbesondere bei der jüngeren Generation, stellen eine ernstzunehmende Herausforderung für unsere demokratische Gesellschaft dar. Es braucht gezielte Maßnahmen, um das Vertrauen in die Fähigkeit der Politik, Probleme zu lösen, zu stärken. Ein Beispiel hierfür ist die Förderung der aktiven Beteiligung junger Menschen am politischen Diskurs“, unterstreicht Regina von Görtz.

Junge Erwachsene streben nach klassischen Lebenszielen
In ihren persönlichen Prioritäten unterscheiden sich die 18- bis 30-Jährigen hingegen weniger von früheren Generationen, als mitunter angenommen wird. Gefragt danach, in welchen Lebensbereichen sie sich in den kommenden fünf Jahren positive Veränderungen wünschen, geben sie vor allem an: viele Besitztümer, gutes Aussehen, klare Ziele, eine erfolgreiche Karriere und ein Eigenheim. „Auch wenn viele junge Erwachsene durchaus idealistisch eingestellt sind, streben sie mehrheitlich nach klassischen Zielen. Das geht in der öffentlichen Wahrnehmung oft unter, sollte aber insbesondere für politisch Verantwortliche eine wichtige Rolle spielen. Denn junge Erwachsene erwarten von der Politik Antworten darauf, wie sie ihre Ziele trotz all der Umbrüche und Herausforderungen erreichen können“, erklärt Regina von Görtz.

Quelle: Bertelsmann Stiftung

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