01.07.2024

Antisemitische Vorfälle in Deutschland 2023

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Am  25. Juni 2024  hat der der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. (RIAS) seinen Jahresbericht 2023 veröffentlicht.

In der Zusammenfassung heißt es:

  • 2023 dokumentierten die RIAS-Meldestellen insgesamt 4.782 antisemitische Vorfälle. 2.787, also 58% dieser Vorfälle ereigneten sich nach dem 7.Oktober. 
  • Der Terrorangriff und die Massaker vom 7.Oktober waren eine Gelegenheitsstruktur für antisemitische Äußerungen und Handlungen in Deutschland. Die Zahl antisemitischer Vorfälle stieg von rechnerisch 7 Vorfällen pro Tag 2022 auf 13 Vorfälle pro Tag 2023. Zwischen dem 7.Oktober und dem Jahresende 2023 dokumentierte RIAS rechnerisch 32 Vorfälle pro Tag.
  • Antisemitische Vorfälle, die sich nach dem 7.Oktober ereigneten, waren teilweise unmittelbare Reaktionen auf die Gewalt an diesem Tag. Das Kriegsgeschehen in Israel und Gaza bot einen Anlass für Mobilisierungen und antisemitische Vorfälle.
  • 71% der antisemitischen Vorfälle nach dem 7.Oktober konnte RIAS der Erscheinungsform israelbezogener Antisemitismus zuordnen. Häufige Stereotype waren dabei Delegitimierungen Israels sowie Gleichsetzungen von Jüdinnen_Juden in Deutschland mit Israel. Vielfach wurden bereits zuvor verbreitete Stereotype, die dazu dienen, Gewalt gegen Jüdinnen_Juden zu leugnen, zu relativieren oder zu rechtfertigen, auf die Ereignisse vom 7.Oktober übertragen.
  • 2023 äußerte sich Antisemitismus in Deutschland wieder gewaltförmig: Im Durchschnitt wurden jeden Monat zehn Angriffe dokumentiert, insgesamt waren es im letzten Jahr 121. Hinzu kamen 7 Fälle extremer Gewalt und 183 Fälle antisemitischer Bedrohungen.
  • Für Betroffene hatte Antisemitismus auch 2023 einen alltagsprägenden Charakter. Bei 730 Vorfällen waren insgesamt 951 jüdische und israelische Personen betroffen. 2022 waren es mit 661 jüdischen und israelischen Betroffenen bei 331 Vorfällen deutlich weniger.
  • 2023 ereigneten sich antisemitische Vorfälle häufiger im öffentlichen Raum als im Vorjahr. 46% und damit fast die Hälfte aller dokumentierten Vorfälle ereigneten sich auf der Straße, in öffentlichen Gebäuden, Verkehrsmitteln oder Grünanlagen. 2022 lag dieser Anteil noch bei 39%.
  • Auffällig hoch war 2023 die Zahl antisemitischer Vorfälle in Bildungseinrichtungen: Die RIAS-Meldestellen dokumentierten 471 Vorfälle an Schulen, Hochschulen, in Museen oder Theatern, das sind rechnerisch 9 Vorfälle pro Woche. 2022 waren es insgesamt 184 Vorfälle.
  • Auch die Zahl der Vorfälle im Wohnumfeld von Betroffenen stieg im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. 2023 gab es 221 solcher Vorfälle, 2022 waren es 118 Vorfälle.
  • 21% aller antisemitischen Vorfälle 2023 ereigneten sich online. 2022 waren es noch 33% aller Vorfälle gewesen. Dennoch stieg die absolute Zahl von Online-Vorfällen gegenüber dem Vorjahr.
  • Die häufigste inhaltliche Erscheinungsform antisemitischer Vorfälle war 2023 israelbezogener Antisemitismus. Diese konnte gut jedem zweiten Vorfall zugeordnet werden. Jeweils ein Drittel aller Vorfälle konnte den Erscheinungsformen Post-Schoa-Antisemitismus und antisemitisches Othering zugeordnet werden.
  • Auch 2023 verschränkte sich Antisemitismus vielfach mit anderen Ideologien der Ungleichheit. Insbesondere bei der Verschränkung mit Sexismus war ein Anstieg zu verzeichnen: Im letzten Jahr waren 133 antisemitische Vorfälle zugleich sexistisch, 2022 waren es 59 Vorfälle.
  • Wie schon in den Vorjahren konnten die RIAS-Meldestellen auch 2023 einen Großteil der antisemitischen Vorfälle nicht eindeutig einem bestimmten politisch-weltanschaulichen Hintergrund zuordnen. 2023 war dies bei 61% aller Vorfälle so. Bei den Vorfällen, die eindeutig zugeordnet werden konnten, war erstmals der antiisraelische Aktivismus die häufigste Kategorie – mit 12% aller Vorfälle.

 

 

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