Mehr als 2000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterzeichnen offenen Brief gegen Antisemitismus
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Der Antisemitismus in Deutschland hat seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober in einem besorgniserregenden Ausmaß zugenommen. Wer Davidstern oder Kippah trägt, riskiert angegriffen zu werden. Kein Symbol anderer Religionen ruft in Deutschland solche Reaktionen hervor. Jüdische Eltern haben Angst, ihre Kinder in staatliche Schulen zu schicken. Juden verbergen ihr Jüdischsein aus Angst vor verbaler und physischer Gewalt. Demonstrationen für einen unabhängigen Staat Palästina werden regelmäßig für antisemitische Propaganda missbraucht.
In der Wissenschaft geht es um Erkenntnisse zu den kausalen Zusammenhängen und Gesetzmäßigkeiten in Natur, Technik, Gesellschaft und im Denken. Wissenschaft geht voran, sie trägt zum Nutzen der Gesellschaft bei, und dies über Grenzen von Ländern, Kulturen, Religionen und Geschlechtern hinweg. Wissenschaft muss deshalb auch in der Abwehr von Antisemitismus vorangehen und Position beziehen. Schweigen bedeutet tolerieren oder zustimmen.
Um ein Zeichen zu setzen, initiierte das Nationale Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE deshalb am 9. November einen offenen Brief der Wissenschaft gegen Antisemitismus, der in ungefähr 3 Wochen mehr als 2000-mal von Personen aus dem Wissenschaftsbetrieb unterschrieben wurde, von Menschen aller Fachrichtungen, vorwiegend aus Deutschland, aber auch darüber hinaus. Auch aus der Wissenschaftspolitik kommt Unterstützung, z.B. von Staatssekretärin Prof. Dr. Sabine Döring und von Staatsministerin Angela Dorn. Dieser Brief ist ein wichtiges Zeichen für die Haltung der Wissenschaft.
Haltung zeigen bedeutet auch, im Alltag für diese Haltung einzustehen. Viele Unterzeichnende haben ATHENE E-Mails geschickt, in denen sie ihre Alltagserfahrungen mit Antisemitismus beschreiben. Antisemitismus muss aktiv abgewehrt werden: Aufklären, wo Antisemitismus entsteht und wo er weitergegeben wird. Antisemitischen Äußerungen widersprechen, sich schützend vor die Opfer antisemitischer Gewalt stellen, sich selbst gegen Antisemitismus wehren. Sich mit denen solidarisieren, die gegen Antisemitismus und für Toleranz einstehen, selbst sichtbare Zeichen der Solidarität setzen. Der Staat muss gegen antisemitische Gruppierungen vorgehen. Wer das Hausrecht besitzt, soll antisemitische Aktionen verhindern. Wer in einem Gremium ist und Antisemitismus beobachtet, soll diesen thematisieren und damit auch anderen Meinungen die Chance geben, dem Antisemitismus zu widersprechen. Die Meinungs- und Versammlungsfreiheit endet dort, wo die Freiheit anderer eingeschränkt wird und diese eingeschüchtert werden, und wo zum Hass auf Juden und zur Vernichtung Israels aufgerufen wird.
www.praeventionstag.de
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