Wichtiges Wissen für künftige Pandemien sammeln
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Die Magdeburger Universitätsmedizin baut ihre Arbeit in dem bundesweiten Bündnis Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) weiter aus, um künftigen Krisen besser zu begegnen und um langfristig Wissenslücken bei anderen Erkrankungen zu schließen.
Alle 36 deutschen Universitätskliniken – darunter auch die Universitätsmedizin Magdeburg (UMMD) – arbeiten seit April 2020 gemeinsam in dem bis dato einmaligen Netzwerk Universitätsmedizin (NUM). Diese Zusammenarbeit soll künftig über den COVID-19-Schwerpunkt hinausgehen und verstetigt werden, um Probleme in der Patientenversorgung schneller und bundesweit koordiniert lösen zu können. Das Bündnis wurde mit dem Ziel geschaffen, aus den Erfahrungen in der Behandlung von COVID-19-Erkrankten voneinander zu lernen, um schnellstmöglich neue Behandlungsstrategien
und –konzepte für eine bestmögliche Versorgung der Patient:innen zu entwickeln. Die Universitätsmedizin Magdeburg war in der ersten Förderphase bis Ende 2021 an neun von 13 bundesweiten NUM-Forschungsprojekten beteiligt und ist in der aktuellen Förderperiode an vier Basisinfrastrukturprojekten und sieben Forschungsprojekten beteiligt.
„Es werden nachhaltige Strukturen etabliert, die auch über den COVID-19-Schwerpunkt hinaus Wirksamkeit entfalten sollen. Der Fokus liegt dabei auf der kliniknahen Forschung und Versorgungsforschung, deren Ergebnisse direkt in das Versorgungsgeschehen bzw. Krisenmanagement einfließen sollen“, erläutert Prof. Dr. Achim Kaasch, Leiter des NUM Gesamtprojekts am Standort Magdeburg. Ein beispielgebendes Projekt sei dabei das in Magdeburg und Aachen entwickelte AKTIN-Notaufnahmeregister. Es soll nun als eines von fünf der neu entstandenen bundesweiten Basisinfrastrukturen durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) weiter ausgebaut und verstetigt werden. Die bisherige Fördersumme der ersten Tranche von 3,8 Mio. € wird in den Jahren 2022-2024 um weitere 7,7 Mio. Euro ergänzt.
AKTIN schafft eine bis dato einzigartige Dateninfrastruktur. Das Netzwerk war bereits viele Jahre vor Gründung des NUM aktiv und baute in einer vorangegangenen BMBF-Förderung ein Notaufnahmeregister auf, das eine schnelle und evidenzbasierte Datenbereitstellung in Echtzeit aus der Notfallbehandlung ermöglicht. Seit März 2020 wurde die bereits bestehende Zusammenarbeit mit dem Robert- Koch-Institut intensiviert und täglich Echtzeit-Daten zur Lage in deutschen Notaufnahmen während der COVID-19-Pandemie übermittelt. Prof. Dr. Felix Walcher, Wissenschaftlicher Leiter des Notaufnahmeregisters, erklärt: „Um die Aussagekraft der Daten weiter zu verbessern, wurden im Rahmen des NUM-Projekts weitere Universitätskliniken und auch nicht-universitäre Kliniken an das Netzwerk angeschlossen. Aktuell sind 45 Notaufnahmen am AKTIN-Notaufnahmeregister angebunden und stellen ihre Daten bereit. Jährlich werden so Daten von über eine Mio. Notfallbehandlungen für die Gesundheitsberichterstattung, Qualitätssicherung und Versorgungsforschung zugänglich gemacht. Dies erfolgt unter Beachtung strenger Datenschutzrichtlinien.“
In der ersten Förderperiode beteiligte sich die UMMD innerhalb des NUM an verschiedenen Projekten im Bereich Surveillance, Testung und Pandemiemanagement (EgePan, MethodCOV, CEOcys, B-Fast). Aus diesen Teilprojekten heraus entwickelte sich für die zweite Förderperiode ab 2022 das Projekt PREPARED. Die Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin ist in das Projekt RACOON, eine bundesweite Infrastruktur zur strukturierten Erfassung radiologischer Daten von COVID-19-Fällen, eingebunden. Das hiesige Datenintegrationszentrum ist am Projekt CODEX - COVID-19 Data Exchange Platform - beteiligt. Dieses Projekt befasst sich mit einer bundesweit einheitlichen, datenschutzkonformen Infrastruktur zur Speicherung und Bereitstellung von COVID-19-Forschungsdatensätzen. Seit Herbst 2021 ist Magdeburg auch am Projekt NAPKON beteiligt, das als bundesweites Netzwerk klinische Daten von COVID-19-Patienten inklusive Bioproben und Bildgebung erfasst und die Datenauswertung einer sehr großen Kohorte ermöglicht.
Darüber hinaus sind weitere Pandemie-assoziierte Themen, wie z.B. der vielfältige Einfluss der Pandemie auf Kinder, Gegenstand von neuen bzw. weiterentwickelten Verbundprojekten. „Für die Weiterentwicklung des Netzwerkes sind Mitte letzten Jahres neue Ideen für COVID-19-assoziierte NUM-Projekte gesammelt worden. Dennoch sind auch in Zukunft neue Ideen gefragt, die sich im Rahmen der bundesweiten Forschungsinfrastruktur besser und effizienter umsetzen lassen“, erklärt Prof. Kaasch. Dabei fungiert die Lokale Magdeburger Stabsstelle des NUM, koordiniert von Dr. Ute Bank, als Schnittstelle zwischen der zentralen Koordinierungsstelle des NUM an der Charité, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Standort sowie den weiteren Lokalen Stabsstellen anderer Universitätsmedizinstandorte. „Die Zusammenarbeit von so vielen Beteiligten innerhalb eines Netzwerkes dieser Größe ist eine enorme Herausforderung. Wenn uns das strukturierte Zusammenführen von Wissen allerdings gelingt, sind wir künftig in der Lage, schneller, schlagkräftiger und besser vorbereitet reagieren zu können“, betont Dr. Bank. Das Netzwerk biete demnach noch weiteres, nicht ausgeschöpftes Potential. „Auch über COVID-19 hinaus könnte die deutschlandweite, koordinierte Forschung Vorteile bringen, beispielsweise bei selten vorkommenden Erkrankungen oder auch um das Problem der Antibiotikaresistenzen anzugehen.“
Weiterführende Informationen zu allen Projekten sowie der Lokalen Stabsstelle NUM der Universitätsmedizin Magdeburg finden sich unter http://netzwerk-universitaetsmedizin-num.med.ovgu.de.
www.praeventionstag.de
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