Langfristige Förderung für Long-Covid-Forschung
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(hib/DES) Langfristige finanzielle Förderung, bundesweite Datenerhebungen und weniger Bürokratie: Um die Gesundheitsforschung im Bereich Long-Covid voranzubringen, muss die Politik ihren Beitrag leisten. Darin waren sich die geladenen Experten im Bildungsausschuss am 10.05.2023 einig. Bei einer öffentlichen Anhörung diskutierten sie über die „Lehren aus der Corona-Pandemie für die Gesundheitsforschung“. Grundlage für die Anhörung war ein Antrag (20/5983) der Unionsfraktion zur Forschung zu Long Covid, ME/CFS und dem Post-Vac-Syndrom in Deutschland.
Für Hans-Georg Kräusslich, Dekan der Medizinischen Fakultät in Heidelberg, sind die derzeitigen Datenschutzregelungen eine große Herausforderung für die Gesundheitsforschung. Datenschutz sei - auch bei Gesundheitsdaten - der „übergeordnete zentrale Wert“ bei Entscheidungen. Kräusslich forderte von der Politik daher bei der Abwägung Datenschutz versus Datennutzung im Gesundheitsbereich einen Paradigmenwechsel. Dabei argumentierte er mit einer Umfrage, laut der 90 Prozent der Patientinnen und Patienten bereit sind, ihre Daten für die Gesundheitsforschung weiterzugeben.
Auch Ralf Heyder von der Koordinierungsstelle Netzwerk Charité Universitätsmedizin und Christof von Kalle vom Berlin Institute of Health betonten in ihren Stellungnahmen, wie wichtig es für die Forschung sei, bundesweit Versorgungsdaten digital erheben und nutzen zu können. Dies ist laut von Kalle derzeit nur in Pilotprojekten möglich. Für die Post-Covid-Forschung sei eine gute Dateninfrastruktur wichtig. Daher müsse diese langfristig finanziert werden, sagte Heyder.
Als eine der schwersten Formen von Long-Covid gilt laut Claudia Ebel ME/CFS. Die Ärztin leidet selbst seit einigen Jahren an der neurologischen Krankheit, die mit extremen Erschöpfungserscheinungen sowie körperlichen Beeinträchtigungen einhergeht. Bis zur Pandemie habe ME/CFS ein „Schattendasein“ geführt. Lange Zeit galt die Krankheit als „selten und nicht relevant“, wurde als psychosomatisch abgetan, sagte Ebel; womöglich auch, weil mehr Frauen betroffen seien. ME/CFS trete nicht nur nach einer Erkrankung mit dem Corona-Virus auf. Ebel forderte daher differenziertere Forschungsprojekte, die auch Menschen in den Blick nehmen sollten, die bereits seit vielen Jahren erkrankt seien.
Rund 500.000 Menschen litten in Deutschland 2021 an ME/CFS, ergänzte Carmen Scheibenbogen vom Institut für Medizinische Immunologie Charité Campus Virchow Klinikum. Es sei an der Zeit, Medikamente gegen ME/CFS zu entwickeln und zur Zulassung zu bringen. Rund zehn Millionen Euro pro Jahr bräuchte es schätzungsweise, um deutschlandweite Studien durchzuführen: „Forschung ist teuer, aber Nichtstun ist noch teurer“, sagte Scheibenbogen.
Dass es lange dauern könne, bis die Forschungsergebnisse an den Kliniken ankommen werden, mahnte Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover. Long-Covid sei ein sehr heterogenes Krankheitsbild und die Vorstellung, dass „wir eine Ursache finden und genau eine Therapie entwickeln ist sehr naiv“, sagte er. Es werde vielmehr verschiedene Therapieansätze brauchen. Welte ist verantwortlich für die Long-Covid-Programme in Niedersachsen.
Der Molekularbiologe Klaus Steger von der Universität Gießen thematisierte das Post-Vac-Syndrom. Leider sei dies in der Öffentlichkeit weniger diskutiert worden, sagte Steger. Er sieht „dringenden Bedarf an Grundlagenforschung“ zu RNA-Technologien und forderte, Long-Covid und Post-Vac besser voneinander abzugrenzen - auch wenn dies nicht einfach sei.
Für einen offenen Diskurs bei wissenschaftlichen Fragen sprach sich Hendrik Streeck vom Institut für Virologie der Universität Bonn aus. Weder sollten nur einzelne Wissenschaftler die Politik „monothematisch beraten“, noch dürfe Wissenschaft politisiert werden. Streeck forderte, bei wissenschaftlichen Fragen und Entscheidungen die einzelnen Disziplinen zusammenzubringen.
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