Ungleichmacher Corona? Sonderheft Soziale Welt betrachtet Pandemie aus langzeitlicher Perspektive
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Die „Soziale Welt“, eine der führenden soziologischen Fachzeitschriften im deutschsprachigen Raum, blickt in ihrer aktuellen Sonderausgabe auf die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie. Dabei befassen sich die sechs Beiträge mit den längerfristigen Zusammenhängen und Auswirkungen der Corona-Krise auf soziale Ungleichheiten. Allen gemein ist die Leitfrage: Hat die Corona-Pandemie die soziale Ungleichheit in Deutschland verschärft?
Mit seiner mittel- und langfristigen Perspektive will das Sonderheft den bisherigen Blick auf die Pandemie erweitern. „Ergänzend zu früheren Forschungsarbeiten, die sich auf die unmittelbaren Folgen der Pandemie konzentrierten, widmet sich dieses Sonderheft ihren längerfristigen Auswirkungen auf der Basis qualitativer und quantitativer Längsschnittdaten“, so Prof. Dr. Corinna Kleinert (LIfBi – Leibniz-Institut für Bildungsverläufe) und Prof. Dr. Michael Gebel (Universität Bamberg) im Editorial. Das Sonderheft nimmt ein breites Spektrum möglicher Auswirkungen der Pandemie in den Blick und deckt verschiedene Lebensbereiche ab: Bildung, Familienleben und soziale Netzwerke, Arbeit und politisches Vertrauen.
Einfaches Bild zunehmender Ungleichheit wird nicht gestützt
Ein zentrales Ergebnis benennen Kleinert und Gebel im Editorial: Die Corona-Krise ist kein pauschaler Ungleichmacher. Vielmehr zeichnen die sechs Beiträge der Sonderausgabe ein komplexes Bild der Auswirkungen, Folgen und Begleiterscheinungen der Pandemie und stützen so nicht das einfache Bild einer zunehmenden allgemeinen sozialen Ungleichheit als Folge der Corona-Krise.
Zwei der sechs Beiträge stammen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des LIfBi und nutzen Längsschnittdaten des Nationalen Bildungspanels:
Lernen in der Pandemie führt zu besseren Noten
Unter dem Titel „Weniger gelernt, aber trotzdem gute Noten (für einige)“ untersuchen Dr. Christoph Homuth und Felix Bittmann vom LIfBi die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler und die Lernunterschiede zwischen sozialen Gruppen. Dazu verglichen sie Schülerinnen und Schüler aus zwei Startkohorten des Nationalen Bildungspanels: Eine Kohorte hatte die achte Klasse normal, die andere zur Zeit der Pandemie durchlaufen. Analysiert wurde, welchen Einfluss die Pandemie auf die Noten in Mathematik und Deutsch am Ende der achten Klasse hat.
Entgegen der Erwartung, dass die Noten während der Schulschließungen weniger mit kognitiven Kompetenzen und stärker mit der sozialen Herkunft korrelieren würden als in vorangegangen Schuljahren, konnten Homuth und Bittmann keine systematische Zunahme der Bildungsungleichheit aufgrund der sozialen Herkunft der Schülerinnen und Schüler feststellen – wohl aber eine Tendenz zu besseren Noten im Pandemiejahrgang.
Politisches Vertrauen vor und nach der Pandemie
Wie sich das politische und institutionelle Vertrauen bei Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland im Vergleich zu Menschen ohne Migrationshintergrund im Verlauf der Pandemie verändert hat, untersuchten Florian Weber (LIfBi), Raffaela Gentile (LIfBi), Hanna Reichelt, Andreas Horr (LIfBi), Tatjana Taraszow und Angelina Springer. Anhand von Daten der Erwachsenenkohorte des NEPS konnten sie zeigen, dass das politische Vertrauen zu Beginn der Pandemie nur unter Befragten ohne Migrationshintergrund und der zweiten Generation, nicht jedoch bei der ersten Generation signifikant stieg. Im weiteren Verlauf des ersten Pandemiejahres lag das politische Vertrauen bei allen Gruppen signifikant höher als vor der Pandemie.
www.praeventionstag.de
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