Antisemitismus im Sport entschlossen bekämpfen
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(hib/HAU) Die Mitglieder des Sportausschusses von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP verurteilen den terroristischen Angriff der Hamas auf den jüdischen Staat Israel vom 7. Oktober 2023 „auf das Schärfste“ und rufen dazu auf, Antisemitismus im Sport entschlossen zu bekämpfen. In einer gemeinsamen Erklärung anlässlich der Sportausschusssitzung zum Thema „Antisemitismus im Sport“ am Mittwochnachmittag nennen es die Abgeordneten „absolut inakzeptabel“, dass jüdische Sportvereine aus Sicherheitsgründen zeitweise ihren Spielbetrieb einstellen mussten. Dies zeige die dringende Notwendigkeit, noch entschiedener als bisher gegen alle Formen von Antisemitismus im Sport vorzugehen.
„Die jüdische Gemeinschaft braucht unsere Solidarität“, schreiben die Ausschussmitglieder. Diese Solidarität brauche es nicht nur in der akuten Phase der antisemitischen Eskalation, sondern langfristig und nachhaltig. Der Sport müsse ein Ort der Fairness, Toleranz und des respektvollen Miteinanders sein. Antisemitismus jedoch zerstöre diese Prinzipien und bedrohe die grundlegenden Werte, die der Sport fördern möchte. „Wir stehen solidarisch an der Seite der jüdischen Gemeinschaft und aller jüdischen Sportlerinnen und Sportlern“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Der Sport dürfe der Gewalt niemals weichen. „Darum halten wir es für unerlässlich, dass die sportlichen Wettkämpfe und Spiele von Makkabi Deutschland in Sicherheit durchgeführt werden können“, machen die Abgeordneten von SPD, Union, Grünen und FDP deutlich. Polizei und Sicherheitsbehörden hätten dies zu gewährleisten und so den gewaltbereiten Antisemitismus in die Schranken zu weisen.
Der zu der Sitzung geladene Präsident von Makkabi Deutschland, dem Dachverband des jüdischen Sports, Alon Meyer, berichtete über verbale und auch körperliche Angriffe auf jüdische Sportlerrinnen und Sportler, die es auch vor dem 7. Oktober gegeben habe, die sich aber seitdem verstärkt hätten. Die meisten antisemitischen Vorfälle in den deutschlandweit 40 Ortsverbänden gebe es im Westen Deutschlands. Fast immer, zu 98 Prozent, fänden sie im Fußball statt, teils auch im Basketball aber auch beim Tennis. Betroffen seien zumeist unterklassige Mannschaften, sagte Meyer.
Der Makkabi-Präsident sieht in seinem Verband einen Brückenbauer. Makkabi-Events und Makkabi-Vereine seien interreligiös und interkulturell, „und somit bestens geeignet, um Brücken zu bauen, Wissen zu transportieren und Werte zu vermitteln“. Auch außerhalb des Aktionsrahmens von Makkabi zeige sich der Bedarf nach Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit mehr und mehr. Diese Arbeit geschehe vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels, der „veränderten Parteienlandschaft“ und, wie spätestens seit dem 7. Oktober 2023 jeder sehr deutlich spüren könne, „dem Einfluss von außen“. Die Arbeit von Makkabi-Deutschland sei also maßgeblich die des Bildungsteams von „Zusammen1“, sagte Meyer. Sie sei nicht nur einzigartig, sondern dringend notwendig.
Makkabis Rolle sei spürbar gefestigt - sowohl als Stimme des jüdischen Sports als auch bei der Expertise in Sachen Antisemitismusbekämpfung, sagte der Verbandspräsident. Seit 2020 sei mit der Finanzierung durch das Förderprogramm „Demokratie leben“ das wissenschaftlich und pädagogisch arbeitende Bildungsteam „Zusammen1“ etabliert worden. Basierend auf Erhebungen seien Maßnahmen unterschiedlicher Art erarbeitet worden - anwendbar auf alle Ebenen des Sportes, sagte der Makkabi-Präsident.
Der Sportwissenschaftler Jan Haut von der Universität des Saarlandes verwies darauf, dass sich der Sport von den Entwicklungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen nicht unterscheide. Es gebe auch dort die „üblichen Erscheinungsformen des Antisemitismus“. Die antisemitischen Einstellungsmuster seien bei Mitgliedern von Sportvereinen kaum anders als in der übrigen Bevölkerung. Sowohl klassischer als auch sekundärer Antisemitismus würden von deutlichen Mehrheiten abgelehnt. „Bei Israel-bezogenem Antisemitismus wird die Mehrheit etwas knapper“, sagte Haut.
Stärker ausgeprägt sei die antisemitische Einstellung bei männlichen Sportvereinsmitgliedern. Insbesondere gelte das für Mitglieder in Fußballvereinen. Dies zeige, dass das Problem, wenn auch nicht ganz ausschließlich, so doch in besonderem Maße, den Fußball betreffe.
Sensibilisierung und Wissensvermittlung fänden beispielsweise im Rahmen des erwähnten Projekts „Zusammen1“ oder in der Bildungsarbeit der Deutschen Sportjugend statt, sagte der Experte. Insbesondere im Fußball gebe es nationale und internationale Initiativen gegen Antisemitismus. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zeichne Engagement gegen Diskriminierung mit dem Julius-Hirsch-Preis aus. Er habe zudem in seinen Landesverbänden „Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle“ eingerichtet, die Vorfälle bündeln und bewerten sowie die Vereine bezüglich des Umgangs damit qualifizieren und beraten sollen.
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